15. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

In der dramatischen Stunde, in der er sich aufmacht, dem Tod entgegenzutreten, richtet Jesus am Schluss seiner Abschiedsrede (vgl. Joh 13ff.) ein wunderbares Gebet an den Vater. Es kann als ein geistliches Testament betrachtet werden, mit dem Jesus den empfangenen Auftrag in die Hände des Vaters zurücklegt: der Welt seine Liebe bekannt zu machen durch das Geschenk des ewigen Lebens (vgl. Joh 17,2). Das Leben, das er anbietet, wird bedeutsamerweise als ein Geschenk der Erkenntnis erklärt. »Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast« (Joh 17,3). 

Erkenntnis bezieht sich in der biblischen Sprache des Alten und Neuen Testaments nicht nur auf den Verstandesbereich, sondern schließt normalerweise eine lebendige Erfahrung ein, welche die menschliche Person in ihrer Gesamtheit, und daher auch in ihrer Fähigkeit zu lieben, erfasst. Es ist eine Erkenntnis, die zur »Begegnung« mit Gott führt und die im Inneren jenes Prozesses stattfindet, den die theologische Tradition des Ostens gerne »Vergöttlichung« nennt und der sich durch das innerliche, umwandelnde Wirken des Geistes Gottes vollzieht (vgl. hl. Gregor von Nyssa, Oratio catech., 37: PG 45, 98B). Wir haben diese Themen bereits in der Katechese für das Heilig-Geist-Jahr berührt. Nun wieder zum angeführten Satz Jesu zurückkehrend, wollen wir vertiefen, was es bedeutet, Gott, den Vater, in lebendigem Sinn zu erkennen. 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 17.03.1999)