„Fragt einer dich um deine Hand,
so frag` erst du um seinen Glauben,
und lass dir nicht das sichere Pfand
des einzig wahren Glückes rauben.
Hört Gott er und die Kirche nicht,
so wird er auch auf dich nicht hören;
Verschmähet er der Gnade Licht,
du wirst gewiss ihn nicht bekehren.
Fragt einer dich um deine Hand,
so frag` erst du um seine Sitten,
schließ` nie mit dem der Ehe Band,
der Schiffbruch an der Zucht gelitten.
Das größte Elend wartet dein,
Willst du ihm Herz und Hand vertrauen;
Denn nur in Unschuld, recht und rein,
kann man sich froh ins Auge schauen.
Fragt einer dich um deine Hand,
so frag` erst du mit heißem Beten
den Herrn und, die er dir gesandt,
um seine Seele zu vertreten.
Den Priester frag` und auch zugleich
Die Eltern, die dich fromm erzogen;
Das eigne Herz, so blind und weich,
es hat gar viele schon betrogen.
Fragt einer dich um deine Hand,
so frag` erst du in ernstem denken:
„Berief mich Gott in diesen Stand,
und wird er mich zum Himmel lenken?“
Wenn das gewiß, so tritt ihn an
Mit heil`ger Furcht, mit gläub`gem Hoffen;
Den Gottes Huld, sie segnet dann
Die Wahl, die du mit Gott getroffen.“
Aus dem Lebensbuch von H. H. Anton Steger: Empor die Herzen
Impr. Mai 1921