An Gott glauben heißt, die eigenen Vorurteile abzulegen und das konkrete Antlitz anzunehmen, in dem er sich offenbart hat: den Menschen Jesus von Nazareth. Und dieser Weg führt auch dazu, ihn in den anderen zu erkennen und ihm zu dienen.
Das Vorbild des hl. Josef ist für uns alle ein eindringlicher Aufruf, die Aufgabe, die uns von der Vorsehung anvertraut wurde, in Treue, Einfachheit und Bescheidenheit zu erfüllen. Ich denke vor allem an die Familienväter und -mütter, und ich bete dafür, dass sie die Schönheit eines einfachen, arbeitsamen Lebens stets zu schätzen wissen, indem sie ihre eheliche Beziehung sorgfältig pflegen und ihren großen und nicht einfachen Erziehungsauftrag mit Begeisterung wahrnehmen.
Für die Priester, die die Vaterschaft gegenüber den kirchlichen Gemeinschaften ausüben, erwirke der hl. Josef, dass sie die Kirche mit Zuneigung und voller Hingabe lieben, und er unterstütze die geweihten Menschen in ihrer freudigen und treuen Befolgung der evangelischen Räte der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams. Er beschütze die Arbeiter der ganzen Welt, damit sie durch ihre unterschiedlichen Berufe zum Fortschritt der gesamten Menschheit beitragen, und helfe jedem Christen, den Willen Gottes vertrauens- und liebevoll zu erfüllen, um auf diese Weise an der Vollendung des Heilswerks mitzuarbeiten.
Die Gestalt dieses großen Heiligen ist, auch wenn sie eher verborgen blieb, in der Heilsgeschichte von grundlegender Bedeutung. Vor allem verband der hl. Josef dadurch, dass er dem Stamm Juda angehörte, Jesus mit der Nachkommenschaft Davids, so dass sich die Verheißungen über den Messias verwirklichten und der Sohn der Jungfrau Maria sich tatsächlich »Sohn Davids« nennen kann.
Vor allem das Matthäusevangelium betont die messianischen Prophezeiungen, die durch Josefs Rolle ihre Erfüllung fanden: die Geburt Jesu in Betlehem (2,1–6); sein Aufenthalt in Ägypten, wohin die Heilige Familie geflohen war (2,13–15); der Beiname »Nazoräer« (2,22–23). In all dem erwies er sich genau wie seine Braut Maria als wahrer Erbe des Glaubens Abrahams: Glauben an den Gott, der die Ereignisse der Geschichte nach seinem geheimnisvollen Heilsplan leitet. Josefs Größe tritt wie die Marias noch deutlicher hervor, weil seine Sendung in der Demut und in der Verborgenheit des Hauses in Nazaret geschah. Im übrigen hat ja Gott selbst, in der Person seines menschgewordenen Sohnes, diesen Weg und diesen Stil – die Demut und die Verborgenheit – für sein Dasein auf Erden gewählt.
Obwohl die Jungfrau Maria unter allen menschlichen Geschöpfen Gott am nächsten stand, ist auch sie Tag für Tag den Pilgerweg des Glaubens gegangen (vgl. Lumen gentium, 58), indem sie das Wort, das Gott sowohl durch die Heilige Schrift als auch durch die Ereignisse im Leben ihres Sohnes an sie richtete,
und in denen sie die geheimnisvolle Stimme des Herrn erkannte und in sich aufnahm, stets in ihrem Herzen bewahrte und darüber nachdachte. Das ist also das Geschenk und die Verpflichtung für jeden von uns in der Fastenzeit: auf Christus hören, wie Maria. Auf ihn hören in seinem Wort, das in der Heiligen Schrift verwahrt ist. Auf ihn hören auch in den Ereignissen unseres Lebens und versuchen, darin die Botschaften der Vorsehung zu erkennen. Schließlich auch in den Brüdern und Schwestern auf ihn hören, vor allem in den Kleinen und in den Armen, in denen Jesus selbst konkret um unsere Liebe bittet. Auf Christus hören und seiner Stimme gehorchen: Das ist der Königsweg, der einzige, der zur Fülle der Freude und zur Liebe führt.
Wenn einem die Gnade einer starken Gotteserfahrung geschenkt wird, dann ist es so, als würde man etwas Ähnliches wie die Jünger bei der Verklärung erleben: Einen Augenblick lang hat man einen Vorgeschmack auf das, was die Seligkeit des Paradieses sein wird. Normalerweise handelt es sich um kurze Erfahrungen, die Gott manchmal gewährt, vor allem im Hinblick auf harte Prüfungen.
Niemandem ist es jedoch gegeben, »auf dem Tabor« zu leben, solange man auf Erden weilt, denn das menschliche Dasein ist ein Weg des Glaubens und verläuft als solcher eher im Halbschatten als im vollen Licht, nicht ohne Zeiten der Dunkelheit und sogar vollkommener Finsternis. Solange wir auf Erden sind, wird unsere Beziehung zu Gott eher im Hören als im Schauen gelebt; und selbst die Betrachtung erfolgt sozusagen mit geschlossenen Augen durch das innere Licht, das das Wort Gottes in uns entzündet.
Das heutige Evangelium von der Verklärung des Herrn erlaubt uns schon jetzt in der Fastenzeit einen Vorausblick auf die Herrlichkeit Jesu Christi. Diese frohe Botschaft schenke uns Kraft und Zuversicht auf dem Weg des Gebetes und der Buße in Vorbereitung auf das Osterfest.
Jeder von uns kann und soll zum Aufbau echter Gemeinschaft unter den Menschen beitragen. Tragt den Geist der Versöhnung und der Hilfsbereitschaft in eure Lebenswelt hinein und erleuchtet eure Umgebung mit dem Licht der Hoffnung und der Liebe! Der allmächtige Gott erhalte und führe euch auf seinen Wegen.
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 15.03.2006)
Es ist nicht möglich, Christus zu begegnen, und ihn nicht den anderen bekanntzumachen. Bewahrt also Christus nicht für euch selbst! Teilt eure Glaubensfreude den anderen mit! Die Welt braucht das Zeugnis eures Glaubens, sie hat Gott gewiss nötig.
Wir sind gerufen, immer wieder Menschen, wie Gott es will, ein Stück weit auf den staubigen Straßen dieser Welt zu begleiten. Und wir sind gerufen, sie dann in unser Gedenken vor Gott hineinzunehmen und so ihren und unseren Weg zu einem Weg Gottes zu machen.
Im Schauen auf Jesus Christus, der in seinem Kreuzestod alles Leid der Welt auf sich genommen hat, finden wir Halt und Trost. Er führt uns zum wahren Heil, und Ihm wollen wir unser Leben anvertrauen. Der Herr schenke euch allen seine Gnade und einen gesegneten Weg zum Osterfest.
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 12.03.2008)