Demütige dich tief vor Gott. Entsage allen deinen verderbten Neigungen und eigenen Vorbereitungen, wie gut sie deiner Eigenliebe auch erscheinen mögen. Erneuere deine Hingabe mit den Worten: Tuus totus ego sum et omnia mea tua sunt, ich bin ganz dein, teuerste Herrin, mit allem, was ich habe. Bitte diese gute Mutter, dir ihr Herz zu leihen, um in ihm ihren Sohn mit den Gesinnungen ihres Herzens empfangen zu können. Sage ihr, dass es der Ehre ihres Sohnes nicht entspreche, in dein beflecktes und unbeständiges Herz zu kommen, das seine Ehre nur beeinträchtigen könne und nur zu leicht in Gefahr gerate, ihn wieder zu verlieren. Ganz anders wäre es, wenn sie zu dir kommen und bei dir Wohnung nehmen würde, um ihren Sohn zu empfangen. Sie könne das ohne weiteres bei der Herrschaft, welche sie über die Herzen besitze, und ihr Sohn würde dann von ihr geziemend empfangen werden ohne Gefahr, entehrt oder wieder verdrängt zu werden: Deus in medio ejus, non commovebitur ( Ps. 45,6), Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. Sage ihr auch mit demütigem Vertrauen, dass alles, was du ihr bisher von deinen Gütern geschenkt hast, zu wenig sei, um sie genügend zu ehren, du habest daher das Verlangen, ihr durch die heilige Kommunion dasselbe Geschenk zu machen, das sie vom ewigen Vater erhalten habe, du könntest sie dadurch mehr ehren, als wenn du ihr alle Güter der Welt schenken würdest; auch Jesus, der sie einzig liebe, verlange noch immer, in ihr seinen Wonneaufenthalt zu nehmen und Ruhe zu finden. Zu ihr werde er gerne kommen, wenn sie in deiner Seele weile, die unreiner und armseliger sei, als der Stall zu Bethlehem, in den er auch gern gekommen sei, weil Maria dort war. Bitte sie mit zärtlichen Worten, sie möge dir ihr Herz schenken: Accipio te in mea omnia; praebe mihi cor tuum, O Maria! Ich nehme dich auf in mein Eigentum; schenke mir dein Herz, O Maria!
Vor der heiligen Kommunion!
O Wunder der Liebe! Auf das Wort des Priesters ist das Lamm Gottes, der anbetungswürdige Jesus, der Sohn der Jungfrau Maria, von seinem himmlischen Thron herabgestiegen, um sich uns zu schenken, ganz und gar. Der Glaube zeigt mir tausende von Engeln, welche in seine Gegenwart versunken, sich bald auch mir zuwenden werden, um ihn in meinem Herzen anzubeten.
GEBET ZU MARIA UM DEMUT, REINHEIT, LIEBE UND VERTRAUEN!
O mein süßer Erlöser, wie ist es möglich, dass Du Dich mit einem so geringen und armseligen Geschöpfe, wie ich bin, vereinigen willst! Gab es je eine Verbindung zwischen zwei so ungleichen Personen? Du bist alles, und ich bin nichts; Du bist der Reichtum und ich die Armut; Du bist die Heiligkeit und ich ein Sünder; Du bist die Güte, die Sanftmut, Liebe, Reinheit, und ich bin Kälte, Härte, Bosheit und mit so vielen Sünden befleckt… Wie war mein Leben bis jetzt? Wie kalt, lau und undankbar!… Ach, die Sünde hat in mir alles verdorben und angesteckt.
O mein Gott, welch einen Abgrund von Elend sehe ich in meinem Herzen! Wie ohnmächtig bin ich, Dir in meiner Seele eine würdige Wohnung zu bereiten! Ach, ich besitze nichts und kann aus mir selbst den Glauben, die Demut, das Vertrauen, die Liebe, die inbrünstige Sehnsucht, welche Du mit Recht von mir erwarten kannst, nicht darbringen. Wie unvollkommen und Deiner unwürdig ist meine Vorbereitung
Verlaß mich gleichwohl nicht, O liebenswürdigster Jesus! Siehe, ich entsage mir selbst und allem, was böses in mir ist, und es reut mich von Herzen, Dich, das höchste Gut, je beleidigt zu haben. Ich nehme aber die Zuflucht zu derjenigen, welche Du immer geliebt hast und welche Du immer lieben wirst: Maria, Deine Mutter, welche Du auch mir zur Mutter gegeben hast, wird Dich selbst in meinem Herzen mit Deiner würdigen Gesinnung empfangen.
O himmlische Jungfrau, Herrin meines Herzens, ich wiederhole in diesem Augenblick aus dem tiefsten Grunde meiner Seele die volle Hingabe, mit welcher ich mich Dir mit allem, was ich bin und habe, geweiht habe. Ja, ich gehöre Dir ganz an, aber auch Du gehörst mir an. Jesus, Dein Sohn, den ich empfangen werde, hat Dich mir zur Mutter gegeben, und ich habe Dich zu meiner Mutter und Herrin erwählt. Nun siehe, ich soll das Heiligtum Jesu werden! Aber welch traurige Wohnung muss ich dem König des Himmels bieten! Ach, ich wage nicht, ihm die Türe meines so sündhaften, unbeständigen, liebelauen Herzens zu öffnen. Deswegen musst Du, O gute Mutter, ihn in mir empfangen und ihm zur Wohnung dienen; und findet seine Wonne bei Dir überall, wo Du bist, sogar im Stalle zu Bethlehem. Obgleich meine Seele noch armseliger ist, als dieser Ort, so wird es ihm dort doch vorzüglich gefallen, wenn er daselbst seine geliebte Mutter findet. Komme also, und setze Dein reines, heiliges, liebebrennendes Herz an die Stelle meines eisigen, schuldigen Herzens; schmücke mich mit Deinen Tugenden und Verdiensten. Jesus wird dann meine Seele so vorbereitet finden, wie Dich im Augenblick seiner Menschwerdung, und als Du ihn nach der Himmelfahrt in der heiligen Kommunion empfingst. Wie wird Jesus gerne seine Wohnung nehmen inmitten der Lilien Deiner jungfräulichen Reinheit! Wie wird er geehrt und verherrlicht werden von Deiner demutsvollen Anbetung, von Deinem Preis und Lob! Welches Glück auch für mich, Dein Kind, dass ich Dir Jesus geben kann, das nämliche Geschenk, welches Dir der ewige Vater am Tage der Menschwerdung gemacht hat! O hätte ich alle Herzen und Seelen, um sie Dir zu geben! Doch ich habe mehr, ich habe den König der Engel und Menschen und will ihn dir darbieten. In ihm und durch ihn werde ich dich würdig ehren, loben und dir danken können für so viele Gnaden , die du mir in meinem Leben erwiesen hast. Komm also, Maria, leihe mir dein Herz!
Kurz vor der heiligen Kommunion.
Ganz gesammelt in Maria und geschmückt mit ihren Tugenden und Verdiensten wende dich mit Vertrauen an die drei Personen der anbetungswürdigen Dreieinigkeit.
GEBET ZUR HEILIGEN DREIFALTIGKEIT VOR DER HEILIGEN KOMMUNION
An Gott den Vater. Ist es zu glauben, dass Du, O mein Gott, in diesem Augenblick mir dieselbe Gnade gewährst, die Du der allerseligsten Jungfrau gewährt hast? Ist es möglich, dass Du gestattest, dass Dein Sohn, der wesenseins mit Dir ist, in meine Seele herabsteigt, um sich mit mir so innigst zu vereinigen? O wer bin ich, mein Gott, um so dem zu nahen, an dem Du Dein Wohlgefallen hast, ich, der ich mich so undankbar für Deine Wohltaten erwies und mit Gedanken beschäftigt bin, die Deiner Liebe so entgegen sind! Doch mit Vertrauen erhebe ich mich und komme, O mein Gott, um Jesus, Deinen Sohn, zu empfangen; denn siehe, hier ist Maria, deren Tugenden Dich entzückt haben, hier deine vielgeliebte Tochter, welche selbst Deinen Sohn in mir empfangen und ihm an meiner Stelle die schuldige Danksagung und Liebe erstatten will, deren ich unfähig bin. Ich kleide mich mit ihrer Demut, ihrer Reinheit, ihrer Liebe und mit all ihren Tugenden; sie ist nach Jesus meine ganze Hoffnung bei Dir. Siehe nicht auf mich, sondern auf sie, die gesagt hat: Ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Worte.
An Gott den Sohn. Wer bin ich, O Jesus! Du bist die ewige Weisheit, der Abglanz des Vaters, das Wort Gottes, durch welches alles erschaffen worden ist! – Und Du kommst zu mir, der ich Staub und Asche, ein aufrührerisches Geschöpf, ein Sünder bin? Ach, mit Petrus möchte ich ausrufen: „ Gehe hinweg von mir, O Herr, denn ich bin ein sündiger Mensch!“ Doch nein, gehe nicht hinweg von mir, O süßester Jesus, komme vielmehr; denn siehe, hier ist Deine Mutter! Sie hat mein Inneres geschmückt mit ihren Tugenden und Verdiensten. Erhebe Dich, O Herr, und nimm Wohnung im Herzen Mariä, mit dem das meinige ganz vereint ist; das ist Dein Paradies der Wonne, die heilige Bundeslade, wo du die Seelen heiligst. Ins heilige Herz Mariä will ich Dich führen, O Herr, wenn du zu mir kommst; dort will ich dich als meinen geliebten Bruder in den Armen meiner Mutter betrachten und Deine weisen Lehren hören; dort will ich Dir den Wein der reinsten Liebe und die Blumen der höchsten Tugenden reichen.
An Gott den Heiligen Geist. Gott der Liebe, Kraft des Allerhöchsten, Heiliger Geist, ich bin nicht würdig, das Meisterwerk Deiner allmächtigen Liebe zu besitzen, den Gottmenschen, für den Du Maria, Deine Braut, so rein und unbefleckt geschaffen und mit den höchsten Tugenden geziert hast. Diese himmlische Jungfrau hat in der Stunde, wo Du sie überschattest, mit göttlichem Glanz gestrahlt, und ich sollte nicht zittern, wo derselbe Jesus mir naht, ich, der ich so oft Deiner Gnade widerstrebt und ein so träges und schuldbares Leben geführt habe? Aber siehe, O Heiliger Geist, hier ist Deine treue Braut, durch welche und in welcher Du abermals Jesus in meinem Herzen bilden willst; in sie habe ich mein ganzes Vertrauen gesetzt. Sie ist mit mir, und sie wird das Meisterwerk Deiner Liebe empfangen. O Heiliger Geist, siehe nicht auf meine Unwürdigkeit, sondern auf die Tugenden Mariä! Komme also, Heiliger Geist, dorthin, wo Du Deine Braut findest, in mein Herz! Komm, Heiligmacher, in meine Seele, um daselbst das Reich Mariä zu begründen, und um durch die dort Jesus zu bilden, so dass ich sagen kann: „ Nicht mehr ich lebe, sondern Jesus lebt in mir.“
(hl. Ludwig Maria Grignion v. Montfort)