Ein alter, freundlicher Gärtner war sehr wohltätig gegen die Armen.
Manches Stück Geld, für das er sich ein schöneres Kleid, zierlicheres Hausgerät
oder irgendein Vergnügen hätte verschaffen können, gab er den Notleidenden, die ihn um Hilfe ansprachen.
Dabei sagte er gewöhnlich: „Je nun, ich muss wieder ein Äpfelein über den Zaun werfen!“
Man fragte ihn einmal, was er mit den sonderbaren Worten sagen wolle.
Da erzählte der Gärtner:
„Ich rief einst einige Kinder in meinen Baumgarten, erlaubte ihnen, von dem Obste, das unter den Bäumen lag, so viel zu essen, als sie wollten, verbot ihnen aber, etwas davon in die Tasche zu schieben und mit sich zu nehmen. Ein Knabe war jedoch so listig und warf einige der schönsten Äpfel über den Zaun, um sie dann wieder zu finden.
Der Knabe handelte allerdings, gleich dem Haushalter im Evangelium, sehr schlecht, und ich ließ ihn deshalb nie mehr in meinen Garten.
Allein wie die Biene aus mancher giftigen Tat etwas Gutes zieht, so lernte ich aus dieser bösen Tat etwas Gutes.
Sieh, mir fiel ein, es ist mit uns Menschen in der Welt wie mit den Kindern in diesem Garten.
Wir dürfen die Güter dieser Welt zwar gebrauchen, aber nichts davon mitnehmen.
Was wir aber davon den Armen geben, das werfen wir gleichsam über den Gartenzaun
und wir werden es einmal jenseits des Zaunes – in der Ewigkeit wiederfinden.“
Was wir dahier den Armen geben,
bleibt aufbewahrt für jenes Leben.
(von Christoph von Schmid† 3. September 1854 in Augsburg –
von diesem Priester stammt auch das Weihnachtslied „ihr Kinderlein kommet“)