Vor dem Tabernakel

 
Liebster Jesus, vom Tabernakel her höre ich Dich zu mir sagen: „Dies ist Meine Ruhestätte für immer; hier will ich wohnen, diesen Ort habe ich Mir erwählt.“  (Ps 131, 14)
Hier also, auf unseren Altären, hast Du Deine Ruhestätte gewählt, um im heiligsten Sakrament bei uns zu bleiben; hier hast Du aus Liebe zu uns Deine Wohnung gefunden.
Müssen wir nun nicht mit einem Herzen voller Liebe immer bei Dir im Tabernakel verweilen und dort unsere Freude und Ruhe finden!
Ihr glücklichen liebenden Seelen, die ihr in der Welt keine schönere Ruhestätte findet als ganz nahe bei eurem Heiland im Tabernakel!
Glücklich auch ich, mein lieber Herr, wenn ich von heute an in nichts größere Freude finde als darin, bei dir zu sein oder wenigstens an Dich zu denken,
der Du im heiligsten Sakrament immer an mich denkst und auf mein Wohl sinnst!
Mein Herr, warum habe ich so viele Jahre verloren, in denen ich Dich nicht geliebt habe?
Wie ich diese unseligen Jahre verwünsche!
Aber Dich, unendliche Geduld meines Gottes, Dich preise ich, dass Du mich so viele Jahre hindurch ertragen hast, in denen ich Deine Liebe mit solchem Undank beantwortet habe.
Aber aus welchem Grunde hast Du auf mich Undankbaren gewartet, warum nur mein Gott?
Doch nur, damit ich, eines Tage endlich von Deinem Erbarmen und von Deiner Liebe besiegt, mich Dir ganz ergäbe.
Mein Herr und mein Gott, ich will Dir nicht mehr widerstehen, will jetzt nicht mehr so undankbar sein.
Es ist wahrlich recht, dass ich dir wenigstens die noch übrige Zeit meines Lebens weihe, ob sie nur mehr kurz oder noch lang ist.
Mein Jesus, ich vertraue, dass ich mit deiner Hilfe ganz Dein Eigen werden kann.
Als ich von Dir weggelaufen bin und Deine Liebe missachtet habe, da hast Du mich dennoch mit Huld überhäuft;
um wie viel mehr darf ich jetzt auf Deine Güte bauen, da ich Dich suche und Dich zu lieben verlange!
So schenk mir die Gnade, Dich zu lieben, mein Gott, dem unendliche Liebe  gebührt!
Von ganzem Herzen liebe ich Dich, mehr als irgendein Geschöpf, mehr als mich selbst, mehr als mein Leben.
Unendliche Güte, mich reut es, Dich beleidigt zu haben. Verzeih mir und gib mir zugleich die Gnade,
Dich würdig zu lieben in diesem Leben und bis zu meinem Tod, danach aber die ganze Ewigkeit hindurch!
Lass Deine Macht sich zeigen, Allmächtiger! Lass die Welt das Wunder sehen, dass eine Seele, so undankbar wie die meine, eine von jenen Seelen wird, die Dich am meisten lieben!
Tu es, mein Jesus, um Deiner Verdienste willen! Das ist mein Wunsch, Herr, mein Gott, danach verlange ich, das erstrebe ich für mein Leben.
Du selbst hast mir diesen Wunsch eingegeben; gib auch, dass er sich erfülle!
Mein Jesus, ich danke Dir, dass Du so langmütig auf mich gewartet hast.

Gruß an Maria
„Niemand wird selig ohne Deine Fürsprache“. So spricht der hl. Germanus zu Maria, „niemand wird von seinen Leiden befreit oder mit Gnaden beschenkt, wenn du ihm nicht beistehst.“
Wenn also du, meine Herrin, meine Hoffnung, mir nicht hilfst, dann bin ich verloren, dann werde ich nie dich im Himmel preisen können.
Aber die Heiligen versichern mir, dass Du, liebe Frau, keinen alleinläßt, der sich um Hilfe an Dich wendet.
Nur der muß fürchten verlorenzugehen, der Dich nicht anruft. Ich komme also in meiner Not zu Dir, meine ganze Hoffnung, Du der Grund meiner Zuversicht.

Q: Aus dem Bücherl – Besuchungen des Allerheiligsten Altarsakramentes und der Gottesmutter von Hl. Alfons Maria von Liguori