Frevel gegen das Heiligste Sakrament

Die Französische Revolution war eine Zeit mannigfacher Verbrechen.
Mord und Diebstahl, Niederbrennen und Plünderung der Gotteshäuser, Verfolgung der Gläubigen schien manchen eine Heldentat.
Die Gottlosigkeit machte keinen Halt an den französischen Grenzen, sondern hatte sehr nachteilige Wirkungen auf viele benachbarte Länder.
In der Schreckenszeit des Jahres 1793 zog ein französisches Regiment durch ein italienisches Dorf, als ein furchtbarer Sturm wütete.
Bäume wurden entwurzelt und Dächer abgedeckt. Es regnet in Strömen.
Völlig durchnässt drang ein Trupp Soldaten in die alte Dorfkirche ein, um Schutz zu suchen vor den tobenden Elementen.
Fluchend und schreiend ließen sich die Revolutionäre im geweihten Raum nieder und warfen Waffen und Gepäck neben sich zu Boden.
Ihnen galt die Kirche gerade soviel, wie jedes andere Lokal.
Jedermann hätte gewiß eine Ruhepause gerne gegönnt, wenn sie dem heiligen Ort die schuldige Ehrfurcht entgegengebracht hätten.
Doch welch lautes Fluchen und Verwünschungen!.
„Wein her, Wein her!“ befahl einer… Und Becher!“ schrie ein anderer.“ Ich habe Durst!“
Volle Weinkessel wurden herumgeboten, doch jeder der ein Glas verlangt hatte, war nicht gewillt darauf zu warten.
Er sprang fluchend zum Altar hin, riss gewaltsam die Tabernakeltür auf, ergriff das hostiengefüllte Ziborium und schüttete die geweihten Hostien auf den Kirchenboden.
Dann zeigte er seinen gottlosen Kameraden triumphierend den Kelch, aus dem er zu trinken gedachte.
Doch kaum tauchte er den Speisekelch in den Weinkessel, um ihn zu füllen, stürzte er vor aller Augen tot zu Boden.
Wie einst dem gottlosen, betrunkenen König die schreibende Hand an der Wand das Strafgericht Gottes ankündigte, so traf auch diesen Frevler die strafende Hand Gottes für seinen höhnischen Missbrauch eines geweihten liturgischen Gefäßes.
Und zum unverkennbaren Zeichen, dass Gott selbst die Heiligkeit des geweihten Kirchenraumes und der geweihten Geräte geachtet wissen will, blieb dem toten Soldaten das geschändete Ziborium so fest in der erstarrten Hand haften, dass keiner der bestürzten, starken Kameraden ihm das heilige Gefäße zu entwinden vermochte.
Man musste den Dorfgeistlichen herbeirufen.
Ihm gelang es ohne jede Schwierigkeit, den entweihten Speisekelch der Hand des Toten abzunehmen.
Für alle anderen Soldaten war dies eine furchtbare, jedoch sehr heilsame Lehre.
Solch plötzliche Strafen verhängt Gott nur selten.
Sie sind eigentlich eine Gunst der göttlichen Barmherzigkeit, denn dem gestraften, verstockten Sünder ist dadurch die Gelegenheit genommen,
seine Seele durch weitere schwere Sünden zu belasten.
Die Augenzeugen kommen aber dadurch zur notwendigen Besinnung und Besserung.
Unser ganzes Verhalten im Gotteshaus soll tiefste Ehrfurcht, festen Glauben und kindliche Liebe zum Ausdruck bringen.
Q: „Der Pelikan“, Feldkirch 1895