Zu den Hl. Aposteln


O ihr lieben heiligen Apostel und Jünger Christi, die ihr mit ihm auf Erden herumgewandert und seinem heiligen Leben treulich nachgefolgt seid,
ich grüße und ehre euch alle zusammen und wünsche euch Glück und Heil zu allen Gnaden, die ihr auf Erden von Gott empfangen habt.
O ihr lieben heiligen Apostel und Jünger Christi, welch große Gnade hat euch Christus erwiesen,
dass er euch zu seinen Jüngern auserwählt und zu so großen Heiligen gemacht hat!
Gedenket, was für unaussprechliche Freuden ihr hattet, als ihr zum erstenmal erkanntet, dass Jesus der lang versprochene Messias und der wahre eingeborene Sohn Gottes sei.
O ihr lieben Männer, was für großen Trost empfinget ihr aus seinen freundlichen Umgange und aus seinen heilsamen Lehren und Ermahnungen!
Durch sein heiliges Beispiel angetrieben, habt ihr in der Liebe Gottes so sehr zugenommen, dass ihr mit Freuden der Welt entsagt, all das Eurige verlassen, in stetem Fasten und Bußwerken euch geübt,
ganze Nächte im Gebete zugebracht, alle Schmach und Verfolgung mit Geduld ertragen, barfuß und ohne Geld die Erde durchwandert und ein so strenges Leben geführt habt,
dass sich alle Welt sich darüber verwundern muß.
O wie viele Städte und Flecken habt ihr durchwandert!
Wie viele Juden und Heiden habt ihr bekehrt, wie viele heidnische Tempel und Götzen zerstört,
wie viele Spott und Verfolgungen, wie viele Banden und Gefängnisse, wie viele Martern und Peinen habt ihr erduldet!
Endlich was für einen schmerzlichen, schmählichen und bittern Tod habt ihr ausgestanden, und wie reichlich habt ihr euer unschuldiges Blut um Christi und unseres Heiles willen vergossen!
An dieses alles erinnere ich euch und bitte euch, ihr wollet mir Gnade erwerben,
dass ich in meinem Stande Gott treulich diene und eurem heiligen Leben, soviel wie möglich ist, nachfolge.
O ihr lieben heiligen Apostel und Jünger Jesu Christi!
Ich bitte euch durch die große Liebe, die ihr zu Gott getragen und durch das strenge Leben, das ihr auf Erden geführt habt;
entzündet mein Herz in der Liebe Gottes und vertreibt von mir die schädliche Trägheit  in seinem Dienste.
Denn ich bin gar so lau und kalt in der Andacht und verrichte meine geistlich Übungen und Gebete gar so zerstreut und nachlässig.
Ich bin auch so unvollkommen, dass ich mit Grund fürchten muss, ich möchte als ein unfruchtbarer Baum umgehauen und ins Feuer geworfen werden.
Darum wollet ihr mir helfen, dass ich aus diesem gefährlichen Zustande heraus komme, und wollet mir wahren Eifer und inbrünstige Begierde, Gott u dienen, erwerben.
Wenn ich dann einmal vor Gottes Gericht erscheinen werde, so wollet ihr gleichsam als Beisitzer des göttlichen Gerichtes mir ein gnädiges Urteil erlangen und durch Aufopferung eurer Verdienste mir zur ewigen Seligkeit verhelfen. Amen.
Aus dem Buch: Leben und Leiden Jesu Christi von Martin von Cochem 1873