Kreuzweg des Mitleidens mit Maria

Dem seligen Bruder Stanislas, ein junger Novize der Christlichen Schulen, wurde dieser Kreuzweg des Mitleidens der Muttergottes offenbart.
Bruder Stanislas starb 1927 in Bugedo, Spanien, im Rufe der Heiligkeit. Sein Seligsprechungprozess ist in Rom eingeleitet

Diese Stunde ist der Kern des Kreuzweges des Mit-Leidens der Muttergottes auf dem Kreuzwege ihres göttlichen Sohnes.

Die Texte des Kreuzweges und seine Anwendung sind in dem Buche „das Mitleid“ von Abbé Bataille 1923 aufgezeichnet worden. Sie wurden aus dem Französischen von Alfred Saillant, Engelschwand, übersetzt.

Zu Ehren Mariens und um die Bekehrung der Sünder

„O Maria, Du bist zugleich UNSERE LIEBE FRAU DER SCHMERZEN und UNSERE LIEBE FRAU DER FREUDE. Hilf uns die Freude selbst durch die schlimmsten Prüfungen hindurch zu bewahren.“ Amen.

„O Maria, Mutter der Schmerzen, empfange die brennende Liebe des VATERS, des SOHNES und des Hl. GEISTES, um Dich über die Bosheit Deiner Kinder zu trösten und ihre Undankbarkeit vergessen zu lassen. Amen.“

Gebete zur Einführung in die Stunde des Mit-Leidens

O Maria, Mutter Gottes und unsere Mutter, mit einem tiefen Gefühl der Not und der Unwürdigkeit zu Deinen Füßen niedergeworfen, bitte ich Dich demütig und inständig, diese Stunde des Gebetes zu Ehren Deiner Schmerzen und für die Bekehrung der Sünder anzunehmen!

Möge mein Herz im Anblicke der Schmerzen, die Du, o Mutter, wegen meiner Sünden erlitten hast, so angerührt werden, daß ich bittere Tränen der Reue vergieße und mir aus dieser Stunde des Mit-Leidens zahlreiche Gnaden zuteil werden. Amen.

O Mutter, durch das Schwert der Schmerzen, das Deine Seele beim Anblick Deines vielgeliebten Sohnes voller Wunden und Blut durchdrang, erbitte mir, daß mein Herz vom Schwert des Mit-Leidens durchbohrt und von den Merkmalen der göttlichen Liebe tief verwundet wird! Amen.

O heilige unbefleckte Jungfrau Maria, durch die unaussprechliche Qual, die Du ohne Klagen erduldet hast, stehe uns in unseren Nöten bei!

Nach jeder Station sollte ein kurzes Gebet zu Ehren der Gottesmutter dargebracht und über die jeweilige Station meditiert werden. 

1. Station
Jesus wird vor Pilatus geführt

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Um Trost über den Schmerz der Trennung von ihrem innig geliebten Sohn zu finden, möchte die hl. Jungfrau an den Stellen, die Zeugen ihrer Schmerzen und Demütigungen waren, mit uns verweilen.

„O meine Kinder, ich bin an der ersten Station, dem Palast des Pilatus angelangt. Ich vermeine in dem Hof dieses Palastes noch das Geschrei und Gebrüll der Juden zu hören: „Kreuzige ihn!“, „Barabas!“ „Möge Sein Blut über uns und unsere Kinder kommen!“. Er mußte niedergemetzelt werden, weil Er ein Hindernis für die Mächte des Bösen war, welche die Welt so sehr genießen.

Da ist die Stelle, wo das Hohe Gericht mit seinem feigen Gouverneur das grauenhafte Urteil gefällt hat – welch schmerzliches Andenken für das Herz einer Mutter!“

Hab Erbarmen, o Herr, hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

O Herr, gib den Seelen der Verstorbenen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhen im Frieden. Amen.

2. Station

Jesus wird zum Tode verurteilt

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Im Gerichtshof desselben Gerichtes sehe ich die Stelle, wo Jesus das Werkzeug seiner größten Qual, das Kreuz, aufgeladen wird. Ich weiß, mit welcher Ergebenheit, mit welcher Liebe Er es annimmt. Er hatte es sich so oft gewünscht, die Bluttaufe zu empfangen, weil Er zu leiden und zu sterben für die Menschheit sich bereiterklärt hatte. Diesen Wunsch habe ich gut verstanden, da er der Lösepreis für die Seelen war. Ich wünschte inbrünstig die Glorie Gottes zu schauen, um mich damit zu verbinden.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

O Herr, gib den Seelen der Verstorbenen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, laß sie ruhen im Frieden. Amen.

3. Station

Jesus fällt zum ersten Male unter dem Kreuze

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Maria verfolgt den schmerzhaften Weg. Sie bleibt an der Stelle stehen, wo Jesus zum ersten Male zu Boden fiel.

„Meine Kinder, jeder Schritt auf dem Wege, den mein Sohn gegangen ist, war mit Leid behaftet, und alle diese Schmerzen haben sich in mein Herz eingegraben. Dort, wo Jesus gefallen ist, sah ich noch das aus Seinem verletzten Knie entströmte Blut auf dem Boden. An dieser Stelle habe ich mich niedergekniet, sie mit meinen Tränen benetzt und so das kostbare Blut geküßt. Die Henkersknechte zwangen Ihn mit Drohungen, Lästerungen, Geschrei und Schlägen zum Weitergehen. Ihr, meine Kinder, habt Erbarmen mit den Schmerzen einer armen Mutter. Bedenkt aber, daß Überheblichkeit die Menschen zu Fall bringt und unter ihren Füßen ein ewiges Grab entstehen läßt. Durch unsere Demut können wir für alle Verbrechen Sühne leisten und die Seelen retten.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

4. Station

Jesus begegnet seiner betrübten Mutter


Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Hier ist die Stelle, wo ich meinem Sohn auf dem Wege zum Kalvarienberg begegnete. Kann jemand meinen Schmerz nachempfinden, als ich ihn schwankend, gebückt unter der Last des schweren Kreuzes auf Seiner Schulter, das Antlitz verletzt und mit Speichel, Staub, Schweiß und Blut bedeckt, sah? Als sich unsere Blicke trafen, erstarrte das Blut in meinen Adern, mein Atem setzte aus, und das Herz drohte mir in der Brust zu zerspringen. Ich war so erschüttert, daß ich unter diesem gewaltigen Gefühl zu ersticken glaubte. Wie gern hätte ich Ihn umarmt und an mein mütterliches Herz gepreßt; doch die Henkersknechte verweigerten mir sogar diesen letzten Trost, und manche sagten sogar: „Hättest du ihn besser erzogen, wäre es nicht so weit gekommen!“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

5. Station

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Auf einem Feldweg kam ein Mann aus Cyrene. Die Soldaten hielten ihn an und zwangen ihn, Jesus beim Tragen des Kreuzes zu helfen, weil mein Sohn möglicherweise nicht lebend auf Golgotha angekommen wäre, da Er so geschwächt war. Oh wie glücklich wäre ich gewesen, wenn ich selbst meinem Sohne diese Erleichterung hätte verschaffen können. Doch es mußte ein Fremder, ein Unbeteiligter sein. Heute fühle ich jedoch beim Betrachten dieser Station einen milden Trost; denn ich sah, daß der Cyrenäer das Kreuz anfänglich mit Widerwillen und unter Gewalt getragen  hatte, es aber einen Augenblick später mit Zuneigung und Mitgefühl tat. So wünsche ich auch die Hingabe der Seelen an Jesus.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

6. Station

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch dar


Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Einige Schritte weiter sehe ich die Stelle, wo mein Sohn von Veronika, einer gottesfürchtigen Jüdin, getröstet wurde. Aus Erbarmen über den schlechten Zustand des guten Meisters näherte sie sich Ihm und trocknete Sein heiliges Antlitz mit ihrem Schleier. Aus Dankbarkeit dafür hinterließ Jesus Sein göttliches Antlitz auf dem Tuche.

Mein Sohn und ich lieben die Seelen, die Mitleid mit unseren Schmerzen haben, weil das Herz des Leidenden durch nichts mehr getröstet wird. Deshalb werden solchen Menschen viele besondere, gar außergewöhnliche Gnaden geschenkt werden, weil sie Barmherzigkeit erwiesen haben.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

7. Station

Jesus fällt zum zweiten Male unter dem Kreuze

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Langsamen Schrittes ging ich den Weg zum Kalvarienberg. Wieder entdeckten meine mütterlichen Blicke eine Blutspur auf den Felsen und ich verharrte. Dort ist mein Jesus zum zweiten Male gefallen, Seine Knie sind verletzt, und wieder ist Blut geflossen. Ach meine Kinder, meine gesegneten Kinder, ihr, die ihr mein Leid zu begreifen versucht, schaut durch meine Tränen hindurch, wie tief das Schwert des Schmerzes in mein Mutterherz eindrang, und seht, wie viele gleichgültig vorübergehen, ohne das Mysterium der Liebe in diesem auch für sie geflossenen Blut zu bemerken!

Mein Jesus ging von Pein zu Pein, und mir war es nicht erlaubt, Ihm Linderung zu verschaffen.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

8. Station

Jesus begegnet den weinenden Frauen

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Ich sehe diese heiligen Frauen weinend auf dem Wege nach Golgotha, wo mein Jesus, mit dem Kreuze beladen und von Schlägen überhäuft, ging. Mein Herz war ihnen gegenüber erfüllt von zärtlicher Dankbarkeit. Deshalb habe ich auch die Namen dieser Frauen nicht vergessen. Sie hatten Mitleid mit meinem Sohne, und der Mut des Zeugnisses ihrer Liebe zu einer Zeit, wo alle anderen Ihn verlassen und verraten haben, prägte sich tief meinem Herzen ein.“

O heilige Mutter Gottes, auch ich will zu diesen mit-leidenden Seelen gehören. Bitte verhilf mir dazu, unter allen Umständen ein getreuer Christ zu sein, so daß auch mein Name in dein mütterliches Herz für das ewige Leben eingeschrieben ist. Amen.

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.


9. Station

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Ich kniete dort, wo Jesus, mein innigst geliebter Sohn, zum letzten Mal, fast erdrückt von dem schweren Kreuz, fiel. Seine Peiniger schrieen, brüllten, lästerten mit gemeinen, verleumderischen Worten. Mein Sohn lag ausgebreitet auf dem Boden, ermattet, verletzt, bedeckt mit dem Schmutz des Weges. Der Staub vermischte sich mit Seinem Blut, das von allen Stellen Seines heiligsten Antlitzes durch den schmutzigen Schlamm rann. Ich dachte, Er sei unter der Last dieses schweren Kreuzes bereits gestorben, und ich hätte Ihm so gern geholfen; doch Seine Peiniger schlugen Ihn grausam und drängten zum Weitergehen. Vor einem solchen Anblick wollte ich lieber sterben, so voll war mein Herz von Bitterkeit und zerrissen vor soviel Bosheit. Weder meine Tränen, meine Seufzer, noch mein zermartertes Herz konnten Ihm helfen. Sieh, mein Kind, was die Sünde imstande ist anzurichten. Die ,kleinen Sünden‘, wie Du sagst, haben riesige Nachwirkungen.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

10. Station

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Nach dem letzten schmerzhaften Fall stand Jesus mit großer Mühe wieder auf. Er litt ungeheuer und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Wenn man Ihn nicht gestützt hätte, wäre Er wieder gefallen. An der für Jesu Kreuzigung vorgesehenen Stelle angekommen, fielen Seine Peiniger wie eine Meute Wölfe über Ihn her, rissen ihm die Tunika, die an Seinen Wunden klebte, ohne Erbarmen vom Leib. Danach wirkte Er wie abgeschält, weil Sein geschwollenes, mit Blut gemischtes Fleisch an dem Kleidungsstück kleben geblieben war. Mein lieber Sohn krümmte sich vor Schmerzen, weinend unter soviel Grausamkeit. Dieser Anblick zerriß mir erneut des Herz: Die Tunika hatte ich eigenhändig mit viel Liebe gefertigt. Sie wuchs mit Ihm, und nun warf man darüber das Los!

Man beraubte mich nicht nur meines Sohnes, sondern aller Dinge, die mich an Ihn erinnerten.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

11. Station

Jesus wird ans Kreuz geschlagen


Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Mein Kind, erlebe gemeinsam mit mir die Grausamkeit des Abgrundes der Hölle! Da Jesus das letzte Stück bis zur Stelle seiner Kreuzigung durch die große Schwäche nicht mehr gehen konnte, zogen Ihn seine Peiniger wie ein Stück Holz über den Boden. Sein geschundener, wundenbedeckter Körper pflügte die Erde. Mein ganzes Sein schrie zum Himmel: „Erbarmen, HERR, Erbarmen für Deinen und meinen Sohn!“

Hier halte ich, hier werfe ich mich nieder und knie, ich berühre mit meinen Lippen diese Erde, die noch verfärbt ist vom Blute meines Kindes, und ich lasse alles Geschehene der letzten Stunden an meiner Seele vorbeiziehen. Besonders grausam war es, als die starken Hammerschläge die Nägel in die Handgelenke meines Kindes einschlugen. Seine Schmerzensschreie drangen tief in meine Seele ein, und mein Leib erschauderte vor soviel Grausamkeit. Ermattet, erschöpft, auf den Boden niedergeworfen habe ich lange geweint.

O mein Sohn, kannst Du ermessen, wie sehr ich Dich geliebt habe?“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.


12. Station

Jesus stirbt am Kreuz

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Eine schreckliche Erinnerung beherrscht mehr als alle anderen mein mütterliches Herz, das Andenken an den Tod meines innigst geliebten Sohnes. Keine Mutter ist in der Lage, die Stunde des Todes des Kindes in ihren Armen zu vergessen: Sie sieht kalten Schweiß über seinen Körper rinnen, die Atmung verlangsamt sich, wird schwerer, und allmählich weicht alles Leben aus Ihm. Alles ist zu Ende. War aber mein Leid nicht um ein Vielfaches größer, weil mein Sohn Seinen letzten Seufzer an einem Galgen abgab, unter entsetzlicher Qual, an drei Nägeln in vier entzündeten Wunden aufgehängt, ohne daß ich Ihm die geringste Erleichterung hätte verschaffen können?

Welches schreckliche Martyrium habe ich erduldet, das bereits bei der Prophezeiung des Simeon begann!“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

13. Station

Jesus wird vom Kreuze genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

„Als gottesfürchtige Menschen den Leichnam meines Sohnes vom Kreuze abgenommen und in meine Arme gelegt hatten, war dies ein großer Trost, der jedoch mit sehr viel Bitterkeit gemischt war. Noch nie glich ein menschliches Leid dem Leid, das ich nun ertragen musste, als ich den leblosen, blutüberströmten Leib meines innigst geliebten Sohnes im Schoß hielt. O ihr, die ihr auf dem Weg vorbeikommt, haltet einen Augenblick inne und betrachtet meinen Schmerz! Ich hatte einen Sohn, den Schönsten aller Menschenkinder, den Unmenschen mir raubten und den ich in einem so entsetzlichen Zustand zurückbekommen habe!“

Halten wir sündigen Menschen uns vor Augen, daß auch wir Maria diesen unaussprechlichen Schmerz zufügten, weil wir Jesu Tod durch unsere Schuld mitverursacht haben. Nehmen wir jetzt wenigstens Anteil an dem Schmerz der Mutter Jesu, die unter dem Kreuze auch zu unserer Mutter erklärt wurde, und trösten sie, indem wir Bosheit, Lauheit und Gleichgültigkeit aus unserem Herzen verdrängen!

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

14. Station

Jesus wird ins Grab gelegt

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Die Mutter begibt sich zum Grabe, wo der Leichnam Jesus lag, das Ihn aber nicht behalten konnte. Der Gedanke, daß Ihr Sohn über den Tod triumphierte, Er jetzt im Himmel ist und sich über Seinen Sieg freuen kann, macht sie glücklich. Doch wie sehr wünscht ihr Leib an der Stelle, wo ihr Sohn gelegen hat, zu liegen, damit ihre Seele wieder mit Ihm in der ewigen Glorie vereint sein kann! Sie muß aber weiterleben, nachdem man sie des Lichtes ihrer Augen und des Trostes ihres Herzens beraubt hat.

„O Maria, mit Dir seufzt meine Seele in Erwartung des seligen Augenblickes, wo auch sie das irdische Gefängnis verlassen und den Flug zum Himmel antreten kann.“

Habe Erbarmen, o Herr, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

Maria, wir durften dich auf deinem schmerzlichen Weg begleiten, bitte für uns, dass wir diese Eindrücke, die an deine unermeßlichen Schmerzen erinnern, nie vergessen.

Gib, daß unsere Anteilnahme aufrichtiger, unser Wille fester und unsere Liebe glühender wird und es unser ganzes Glück ist, Jesus mehr zu lieben und zu dienen.


Maria in der Nähe des Grabes

Welche Betrübnis muß Maria in Anbetracht des unheimlichen Begräbnisses ihres vielgeliebten Sohnes ertragen! Sie half Nikodemus und Joseph von Arimathaea beim Einbalsamieren und beim Einhüllen des Leichnams, konnte aber die Augen nicht vom Gegenstand ihres Leides abwenden. Als der Eingang des Grabes mit dem Stein verschlossen wurde, beraubte man sie dieses letzten, so schmerzlichen Trostes. Sie legte den Kopf auf den Stein, der ihr den weiteren Anblick des Gegenstandes ihrer Liebe versperrte, und küßte den Stein. Als letzten Gruß überflutete sie den Boden mit ihren Tränen.

Unbeflecktes und schmerzhaftes Herz Mariä, durch die Liebesflamme Deines unbefleckten Herzens, durch das kostbare Blut Jesu, Seine heiligen Wunden und Sein anbetungswürdiges Antlitz erflehe uns Verzeihung und Barmherzigkeit.

Maria kehrt nach Jerusalem zurück

Die Nacht nähert sich, und Maria steht auf, macht eine Kniebeuge und küßt nochmals den Stein am Eingang des Grabes, wirft einen Blick zum Himmel und läßt ihr Herz beim Leichnam ihres Sohnes zurück. Die heiligen Frauen bedecken sie mit einem Schleier, und das Schweigen wird nur durch Seufzer und Schluchzen unterbrochen. Als sie den Weg hinuntergehen, dreht Maria sich noch einmal um und schaut mit zärtlichen Blicken auf die Stelle, wo sie ihr Leben und ihre ganze Liebe ließ.

Begleiten wir diese gequälten Frauen, während wir uns fragen, ob wir nicht mitschuldig sind am Tode des göttlichen Erlösers, den sie beweinen?

Unbeflecktes und schmerzhaftes Herz Mariä, durch die Liebesflamme Deines unbefleckten Herzens, durch das kostbare Blut Jesu, Seine heiligen Wunden und Sein anbetungswürdiges Antlitz erflehe uns Verzeihung und Barmherzigkeit.

Worte Jesu zu dem Kreuzweg des Mit-Leidens

„Ich wünsche, daß ihr mich zu betrachten lernt, als ich lebendig am Kreuze hing. Nicht von ungefähr habe ich diese Art der Marter gewählt: Ich wollte mich selbst verschenken, lebendig, jeden Tropfen meines Blutes hergeben. Niemand hat mir mein Leben genommen, sondern ich habe es selbst hingegeben. Kein einziger Blutstropfen ist euch anders als durch meine Mutter geschenkt worden. Sie war es, welche die letzten aus meinem Herzen geflossenen Blutstropfen nach meinem Tod eingesammelt hat, und wiederum meine Mutter ist es, die sie ausschüttet und ohne Unterbrechung durch meine Kirche verteilt. Die Mutter weiß, was ihre Kinder benötigen, sie zeigt es mir, und ich ergieße über sie reißende Ströme meiner Gnade. In die Häuser, die mit meinem kostbaren Blut durch meine Mutter gezeichnet worden sind, weil man mich dort angebetet hat, werde ich eintreten und die Menschen retten. Ich werde sie mit meiner Barmherzigkeit zudecken. In diesen Häusern möchte ich lebendige Altäre errichten, Sühneseelen, die sich opfern, damit ihr Blut sich mit meinem Blut vermische.

Gebet

Ewiger Vater, mit ganzem Vertrauen opfere ich Dir die vereinigten Herzen Jesu und Mariens, die siegreichen blutenden Wunden Jesu, die Tränen Mariens, unserer himmlischen Mutter, auf.

Herr, dein Wille geschehe. Amen

Verheißungen Jesu Christi für die Beter und Betrachter des Kreuzwegs
an Bruder Stanislas

1. Alles, was man bei Ausübung des Kreuzweges erbittet, werde Ich gewähren.

2. Ich verspreche das ewige Leben all denjenigen, die diesen Kreuzweg von Zeit zu Zeit mitleidsvoll beten und betrachten.

3. Während ihres Lebens werde Ich sie begleiten und ihnen besonders in ihrer Todesstunde beistehen.

4. Selbst wenn sie mit so vielen Sünden wie Gras in den Wiesen oder wie Sand am Meer beladen sind, werde Ich durch diesen Kreuzweg alles austilgen.

5. Wer diesen Kreuzweg öfter verrichtet, wird eine besondere Glorie im Himmel erhalten.

6. Falls sie ins Fegefeuer kommen, werde Ich sie am ersten Dienstag oder Freitag nach ihrem Tod daraus befreien.

7. Jeden Beter dieses Kreuzweges werde Ich segnen. Dieser Segen wird ihm auf der ganzen Erde zuteil werden sowie nach seinem Tod auch in Himmel für die Ewigkeit.

8. In der Stunde seines Todes werde Ich den Dämonen nicht erlauben, sie zu versuchen, sondern ihnen alle Macht entziehen und die Seele friedlich in Meinen Armen ruhen lassen.

9. Wer den Kreuzweg mit wahrer Liebe betet, wird ein lebendiger Kelch sein, in den Ich gerne Meine Gnaden ausgießen werde.

10. Meine Augen werden ständig auf den Kreuzwegbetern ruhen und Meine Hände ausgebreitet sein, um sie zu beschützen.

11. Da Ich am Kreuz festgenagelt bin, werde Ich stets bei denjenigen sein, die Mich durch Beten dieses Kreuzweges ehren.

12. Sie werden sich nie mehr von Mir trennen können, da sie durch Meine Gnaden keine Todsünden mehr zu begehen imstande sind.

13. In der Stunde ihres Todes werde Ich Sie durch Meine Anwesenheit trösten, und wir werden gemeinsam in den Himmel eingehen. Ja, der Tod wird denen mild scheinen, die Mich mit dem Kreuzweg in ihrem Leben geehrt haben.

14. Meine Seele wird wie ein Schutzschild für diese Seelen sein und ihnen immer beistehen.

Anmerkung
Wenn Deinen Augen bei der Betrachtung dieses Kreuzweges Tränen des Mitleids entströmen, so opfere sie Ihm. Er wird sie in kostbare Brillanten verwandeln.