Das Beten des Ave Maria ist eine sehr wirksame Weise, sich die Früchte der Erlösung anzueignen und sie für die Welt zu erflehen.
Der selige Dominikanerpater Alanus de Rupe sagt, dass es für diejenigen, die gegen das Ave Maria eine Verehrung im Herzen tragen, ein Zeichen der Auserwählung sei.
Ungezählte Beispiele bestätigen, dass große Sünder, die es nicht unterließen, das Ave zu beten, sich vor ihrer Todesstunde bekehren konnten:
„Pater Karl Bovio erzählt, dass in Dormans, in der Champagne, ein verheirateter Mann sündhaften Umgang mit einer anderen Frau hatte.
Seine tiefbetrübte Ehefrau bat ohne Aufhören zu Gott, die Schuldige zu züchtigen, und eines Tages ging sie eigens vor den Altar der allerseligsten Jungfrau in einer Kirche, um gerechte Strafe auf diese Person herabzurufen. Vor demselben Bild pflegte auch jene täglich ein Ave zu sprechen.
Des Nachts erschien nun einmal die göttliche Mutter im Traum der Ehefrau, welche, kaum dass sie Maria erblickt, sogleich ihre gewöhnliche Bitte begann:
„Gerechtigkeit, o Mutter Gottes, Gerechtigkeit!“ Doch Unsere Liebe Frau versetzte: „Gerechtigkeit? Du begehrst von mir Gerechtigkeit? Geh, wende dich an andere, die sie dir verschaffen mögen, ich kann, was mich betrifft, sie dir nicht gewähren.
Wisse, dass diese Sünderin täglich mit dem Ave mich begrüßt, und dass, wenn jemand dieses tut, ich nicht ertragen kann, dass er um seiner Sünden willen Züchtigung erleide.“
Da es Tag geworden, ging die Frau in die erwähnte Liebfrauenkirche, die heilige Messe zu hören.
Beim Herausgehen begegnete sie jener Person, und als sie jener ansichtig wurde, fing sie an, sie zu beschimpfen und sie eine Hexe zu nennen, die durch ihre Hexereien selbst Unsere Liebe Frau verzaubert habe.
Die Umstehenden wollten sie zum Schweigen bringen; doch es gelang ihnen nicht.
„Es ist nur zu wahr, was ich sage“, rief sie und erzählte ihr nächtliches Gesicht.
Die Person aber bestätigte, dass sie jeden Tag das Ave bete, und so gerührt war, dass Maria um dieser geringen Andacht willen, ihr solche Barmherzigkeit erwiesen habe, dass sie sogleich zu dem Bild zurückeilte, sich niederwarf, alle wegen des gegebenen Ärgernisses um Verzeihung bat und immerwährende Enthaltsamkeit gelobte.
Danach nahm sie den Habit, ließ sich eine kleine Zelle in der Nähe der Kirche bauen, schloss sich darin ein und verharrte in ununterbrochener Buße bis zu ihrem Tod.“
(aus: Die Herrlichkeiten Mariens, hl. Alfons Maria Liguori, 9. Kapitel)
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