Das Gebet der Mutter

Der reinste Ton, der durch das Weltall klingt,
der reinste Strahl, der zu dem Himmel dringt,
die heiligste der Blumen, die da blüht,
Ihr findet sie allein, wo fromm gesinnt
Still eine Mutter betet für ihr Kind.

Der Tränen werden viele hier geweint,
so lange uns des Lebens Sonne scheint,
Und mancher Engel, er ist auserwählt,
auf dass er unsere stillen Tränen zählt,
doch aller Tränen heiligste, sie rinnt,
Wenn eine Mutter betet für ihr Kind.

O schau das Hüttchen dorten, still und klein,
Nur matt erhellt von einer Lampe Schein!
Es sieht so trüb, so arm, so öde aus,
Und gleichwohl ist´s ein kleines Gotteshaus;
Denn drinnen betet, fromm gesinnt,
Still eine Mutter für ihr Kind.

O nennt getrost es einen schönen Wahn,
Weil nimmer es des Lebens Augen sahn!
Ich lasse mir die Botschaft rauben nicht,
Die Himmelsbotschaft, welche zu mir spricht:
Daß Engel Gottes stets versammelt sind
Wenn eine Mutter betet für ihr Kind.“
Q. Ill. Hausbuch v. P. Franz Tischler Impr. 1908