Die Ave-Glocke

 
Am Rand eines Mühlbaches saßen abends spielend zwei Kinder und erfreuten sich an den hübschen Blumen und Gräsern, die längs des Grabens blühten.
Plötzlich rutschte das kaum 2 1/2  Jahre alte Söhnchen des Müllers aus und viel in den Bach.
Der gerade hinzukommende Müllerbursche sprang sofort nach, konnte aber das Kind nicht mehr erhaschen, denn das rasch fließende Wasser trieb den Kleinen mit grausamer Geschwindigkeit dem Mühlrad zu.
Ein banger Augenblick kam; der Kleine musste unter dem Rad unfehlbar zermalmt werden.
Da tönte die Ave-Glocke und ermahnte zum „Engel des Herrn“.
In diesem Augenblick stand das Rad still.
Der brave Müller hatte beim Ruf der Glocke das Rad abgestellt und faltete drinnen die Hände zum Gebet, ohne zu wissen, dass er damit ein Kind rettete.
Der Müllerbursche konnte nun das dem Tod zutreibende Kind ergreifen und den Eltern zurückbringen.
(Mariannhill Kalender 1908, S.15.)
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