Maiandacht, 9. Tag

Vorbereitungsgebet und Aufopferungsgebet

Vom allgemeinen, letzten Gerichte (Fortsetzung)

b) Über die Gerechten

  1. Zur rechten Seite des ewigen Richters stehen mit freudeglänzendem Angesichte die frommen Diener und Dienerinnen Gottes, umgeben von einer Schar heiliger Engel, an deren Spitze Maria, die Königin aller Engel und Heiligen. Mit himmlisch sanftem, holdselig lächelndem Angesichte wendet sich nun Jesus zu der Schar der auserwählten Kinder seines himmlischen Vaters. „Kommet,“ ruft er ihnen zu, „ihr Gebenedeiten meines Vaters, nehmet in Besitz das Reich, das euch bereitet ist seit der Gründung der Welt.“ Welch ein süßes Wort! Der König des Himmels und der erde ruft es seinen Erlösten zu, die auf Erden vielleicht verachtet und zurückgesetzt wurden.
    „Kommet,“ spricht er zu ihnen, „kommet nun von der Arbeit zum Lohne, kommet nun aus der Drangsal zur ewigen Freude, kommet aus dem harten Kampfe zur Siegeskrone, kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, dessen folgsame, getreue Kinder ihr waret. Er wartet euer im Himmel und nimmt euch auf in die ewigen Wohnungen, die er für euch bestimmt hat. Besitzet das Reich, dessen Schätze unermesslich, dessen Wonnen unaussprechlich sind, sitzet nun mit mir auf meinem Throne, wie ich mit dem Vater sitze auf seinem Throne.“ Betrachte, meine Seele, die unaussprechliche Freude der Frommen bei diesem wonnevollen Worte Jesu und vergleiche damit die schrecklichen Worte des des zornigen Richters an die unbußfertigen Sünder. Siehe, auch du kannst einst die Worte hören: „Komm, Gebenedeiter!“ Verlass nur die Sünde, tue Buße, und du wirst selig sein.

  2. Nun erhebt sich Jesus von seinem Throne, an seiner rechten Seite Maria, seine glorreiche Mutter. Umgeben von den Chören der seligen Geister zieht er voran, er, die Glorie aller Heiligen, der König der ewigen Herrlichkeit. Ihm nach folgen die Frommen in zahlloser Menge, angetan mit weißen Kleidern, Kronen auf dem Haupte, Palmzweige in der Hand, singend das ewig neue Jubellied zum Preise des Lammes. Die ewigen Tore des Himmels tun sich auf und des himmlischen Vaterlandes Herrlichkeit erscheint nun den freudigen Blicken der Gerechten. Sie schauen den Vater, der sie erschaffen, sie schauen dem heiligen Geist, der sie geheiligt, sie schauen ihre glänzenden Throne, auf denen sie sitzen und herrschen sollen, sie schauen das köstliche Mahl, das ihnen bereitet ist. Wie danken alle der heiligen Dreifaltigkeit! Wie auch der allerseligsten Jungfrau Maria für das erwiesene Gute! Welch ein Entzücken, welche Freude durchdringt ihr Herz! O wer vermag auszusprechen und zu beschreiben ihre Seligkeit!
    O Seele, soll diese Seligkeit dich nicht bewegen können, dem höchsten Gute eine kurze Zeit zu dienen, der Sünde abzusterben und Christo zu leben, eine kleine Verachtung oder Verspottung geduldig zu ertragen? Siehe auf die kurzen Freuden der Welt folgt ewiges Leid, und auf kurzes Leid ewige Freude!

Lasset und beten 3 Ave Maria, um durch die Fürbitte Mariä das Glück zu erlangen, einst zu den Auserwählten zu gehören.

Gegrüßet seist du Maria …

Bei Privatandachten kann auch nach den Worten „Jesus“ jedes Mal hinzugesetzt werden:

„Der uns die Gnade geben wolle, einst zu den Auserwählten zu gehören.“

Gebet

O Herr und Gott, ich stehe zwischen Himmel und Hölle in der Welt und noch immer schwanke ich hin und her und bin unschlüssig, ob ich dir folgen soll oder nicht. Ach, meine bösen Neigungen und Gewohnheiten wollen nicht zugeben, dass ich aufstehe von meinem Sündenelende. Darum flehe ich inbrünstig zu dir, o Herr, meine Mutter: reiche mir deine Hand und ziehe mich mit Gewalt hin zur Kreuzesfahne deines Sohnes, um unter dieser Fahne zu streiten, zu fliegen und die ewige Krone zu erringen. Amen.