Denk daran in finstern Leiden


1.  Denk daran im finstern Leide,
     wenn dein Herz im Dunkel bebt:
     Von der umgekehrten Seite,
     Gott stets einen Teppich webt.

2.  Sieh, wie gehn doch die Fäden
     links so bunt, bald kreuz bald quer.
     du entdeckst bald nichts als Schäden
     als ob alles Wirrwarr wär.

3.  Welche wüste schlechte Decke!
     rufst du voll Enttäuschung dann:
     Wirf sie doch in eine Ecke,
     wo sie niemand sehen kann.

4.  Doch nur immer langsam Lieber!
     Dreh doch mal das Kunstwerk um,
     und du wunderst dich darüber
     wie du warst so schrecklich dumm!

5.  Nein! Rufst du mit einer Träne
     wie geschmackvoll und wie fein!
     Welche Harmonie und Schöne,
     da ist auch kein Fehlerlein!

6.  Merkst du, was ich dir will sagen,
     mit dem Bild vom Teppich hier?
     Lern vertrauen, statt zu klagen,
     Gott macht alles recht mit dir .

7.   Siehst du gleich auf dieser Erde
     stets die linke Seite nur:
     Nichts als Trübsal und Beschwerde
     und von Gott auch keine Spur.

8.   Glaube doch, daß alle Pfade,
     die der Höchste dich je führt,
     voll von Liebe sind und Gnade,
     wie sichs deinem Gott gebührt.

9.  Sei getrost, es kommt die Stunde,
     wo vom ewgen Licht verklärt,
     jede einst empfangne Wunde
     deinen Ruhm und Preis vermehrt.

10. Was als Wirrwarr du beklagtest
     zeigt in schöner Ordnung sich.
     Jedes Opfer, das du brachtest, 
     freut dich nun ganz königlich.

11. Bald beginnt die Freudenernte
     und die Tränensaat hört auf.
     Wohl die Decke, welche lernte,
     Gott vertraun im Pilgerlauf.

Friedrich  Traub