18. April

Das Geheimnis des Leidens steht im Mittelpunkt des »Karfreitags«, eines Tages des Fastens und der Buße, der ganz auf die Betrachtung Christi am Kreuz ausgerichtet ist. In den Kirchen wird die Passionsgeschichte verlesen, und die Worte des Propheten Sacharja sind zu hören: »Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben« (Joh 19,37). Und am Karfreitag wollen auch wir wirklich den Blick auf das durchbohrte Herz des Erlöses richten: »In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen«, schreibt der hl. Paulus (Kol 2,3), und mehr noch: »In ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes« (Kol 2,9); deshalb kann der Apostel mit Entschiedenheit sagen, dass er den Wunsch habe, »nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten« (1 Kor 2,2).

Es ist wahr: Das Kreuz offenbart »die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe« – damit sind die kosmischen Dimensionen gemeint – einer Liebe, die alle Erkenntnis übersteigt – die Liebe geht über das, was man kennt, hinaus – und die uns mit »der ganzen Fülle Gottes erfüllt« (vgl. Eph 3,18–19). Im Geheimnis des Gekreuzigten »vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten – Liebe in ihrer radikalsten Form« (Enzyklika Deus caritas est, Nr. 12). Das Kreuz Christi, schreibt der heilige Papst Leo der Große im 5. Jahrhundert, ist »die Quelle aller Segnungen und Ursache aller Gnaden« (Predigt 59: 8. Predigt über das Leiden des Herrn, 7).

(Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten Generalaudienz am 12. April 2006)

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