08. Dezember

„Heute feiern wir eines der schönsten und am meisten geliebten Feste der allerseligsten Jungfrau: das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Maria hat nicht nur keinerlei Sünde begangen, sondern wurde sogar vor jenem dem
Menschengeschlecht gemeinsamen Erbe bewahrt, das die Erbschuld ist, und zwar aufgrund der Sendung, zu der Gott sie von jeher bestimmt hatte:
die Mutter des Erlösers zu sein. All dies ist in der Glaubenswahrheit der »Unbefleckten Empfängnis« enthalten. Die biblische Grundlage dieses Dogmas findet sich in den Worten, die der Engel an die junge Frau aus Nazaret richtete:
„Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28).

»Begnadete« –
im griechischen Original »kecharitoméne« – ist Marias schönster Name, der Name,
den Gott selbst ihr gegeben hat, um zu zeigen, daß sie seit jeher und für immer
die Geliebte und Erwählte ist, dazu auserwählt, das kostbarste Geschenk aufzunehmen:
Jesus, »die fleischgewordene Liebe Gottes«.
Wir können uns fragen: Warum hat Gott aus allen Frauen gerade Maria von Nazaret auserwählt? Die Antwort liegt verborgen im unergründlichen Geheimnis des göttlichen Willens. Es gibt jedoch einen Grund, den das Evangelium deutlich herausstellt: ihre Demut. Sehr gut betont dies Dante Alighieri im letzten Gesang des Paradieses:
»Jungfrau und Mutter, Tochter deines Sohnes, vor allen Wesen groß und voll von Demut, vorbestimmtes Ziel im ewigen Rate«.
Die Jungfrau selbst sagt in ihrem Lobgesang, dem »Magnifikat«: »Meine Seele preist die Größe des Herrn … Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut« (Lk 1,46.48). Ja, Gott wurde von Marias Demut angezogen, und sie hat bei Gott Gnade gefunden (vgl. Lk 1,30).
So wurde sie zur Mutter Gottes, zum Bild und Vorbild der Kirche, unter den Völkern erwählt, um den Segen des Herrn zu empfangen und ihn auf die ganze Menschheitsfamilie zu verteilen. Dieser »Segen« ist kein anderer als Jesus Christus. Er ist die Quelle der Gnade, mit der Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an erfüllt war. Sie hat Jesus voll Glauben aufgenommen und hat ihn voll Liebe der Welt geschenkt. Das ist auch unsere Berufung und unsere Sendung, die Berufung und Sendung der Kirche: Christus in unser Leben aufzunehmen und ihn der Welt zu schenken, »damit die Welt durch ihn gerettet wird« (Joh 3,17).
Wie ein Leuchtfeuer erhellt das heutige Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen
Jungfrau und Gottesmutter Maria die Adventszeit, die eine Zeit des wachsamen und vertrauensvollen Wartens auf den Retter ist. Während wir dem Herrn, der kommt,
entgegengehen, blicken wir auf Maria, die »als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk« voranleuchtet.

(emer. Papst Benedikt XVI.)

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