
Fortsetzung …
Ich möchte auch einen anderen Aspekt der Haltung des Petrus im Gefängnis hervorheben. Wir sehen nämlich, dass Petrus »schlief« (Apg 12,6), während die christliche Gemeinde inständig für ihn betete. In einer so kritischen Situation ernster Gefahr mag diese Haltung seltsam erscheinen. Sie deutet jedoch hin auf Ruhe und Vertrauen; er vertraut auf Gott, er weiß, dass er umgeben ist von der Solidarität und dem Gebet der Seinen und überlässt sich ganz der Hand des Herrn. So soll unser Gebet sein: inständig, solidarisch mit den anderen, vollkommen vertrauensvoll gegenüber Gott, der uns tief im Inneren kennt und für uns Sorge trägt – so sehr, dass Jesus sogar sagt: »Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht!« (Mt 10,30–31).
Petrus erlebt die Nacht der Gefangenschaft und der Befreiung aus dem Gefängnis als einen Augenblick seiner Nachfolge des Herrn, der die Finsternis der Nacht überwindet und aus der Knechtschaft der Ketten und der Todesgefahr befreit. Seine Befreiung ist wunderbar, gezeichnet von verschiedenen Schritten, die genau beschrieben werden: Vom Engel geführt geht er trotz der Überwachung am ersten und zweiten Wachtposten vorbei, bis hin zum eisernen Tor, das in die Stadt führt: Und das Tor öffnet sich ihnen von selbst (vgl. Apg 12,10). Petrus und der Engel des Herrn gehen gemeinsam ein Stück des Weges, bis der Apostel, wieder zu sich gekommen, merkt, daß der Herr ihn wahrhaftig befreit hat. Und er geht, nachdem er sich darüber klar geworden ist, zum Haus der Maria, der Mutter des Markus, wo viele Jünger zum Gebet versammelt sind; wieder besteht die Antwort der Gemeinschaft auf Schwierigkeit und Gefahr darin, sich Gott anzuvertrauen, die Beziehung zu ihm zu vertiefen. An dieser Stelle scheint es mir nützlich, eine andere nicht einfache Situation in Erinnerung zu rufen, die die christliche Urgemeinde erlebt hat. Darüber berichtet uns der hl. Jakobus in seinem Brief. Es ist eine Gemeinde, die sich in einer Krise, in Schwierigkeiten befindet, nicht so sehr wegen der Verfolgungen, sondern weil es in ihrem Innern Neid und Streit gibt (vgl. Jak 3,14–16). Und der Apostel fragt sich nach dem Grund für diese Situation.
Fortsetzung folgt …
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 09. Mai 2012)