
Fortsetzung
Nachdem er nach Rom zurückgerufen worden war, war er, obwohl er im Kloster lebte, ein enger Mitarbeiter von Papst Pelagius II. und wurde nach dessen Tod – er fiel einer Pestepidemie zum Opfer – von allen durch Akklamation als sein Nachfolger erwählt.
Er versuchte, sich dieser Ernennung auf jede Weise zu entziehen, musste jedoch schließlich nachgeben. Schweren Herzens verließ er das Kloster und widmete sich der Gemeinschaft in dem Bewusstsein, einer Pflicht nachzukommen und ein einfacher »Diener der Diener Gottes« zu sein. Er schreibt: »Denn der ist nicht wahrhaft demütig, der zwar den Wink des göttlichen Willens, ein Vorsteheramt zu übernehmen, erkennt, das Amt aber dennoch zurückweist; er muss vielmehr in aller Ergebung in die göttlichen Anordnungen ohne den Fehler des Eigenwillens, wenn ihm die Übernahme des Hirtenamtes anbefohlen wird und er mit Anlagen ausgerüstet ist, durch die er anderen nützen könnte, einerseits im Herzen das Amt fliehen, andererseits gegen seinen Willen sich unterwerfen« (Pastoralregel: Liber regulae pastoralis, I,6). Es handelt sich gleichsam um einen Dialog, den der Papst in jenem Augenblick mit sich selbst führt. Mit prophetischer Weitsicht ahnte Gregor, dass sich, dank der einenden und sittlich erhebenden Kraft des Christentums, aus der Begegnung zwischen dem römischen Erbe und den sogenannten »Barbarenvölkern« eine neue Zivilisation entwickeln sollte. Das Mönchtum erwies sich als Reichtum nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Gesellschaft.
Fortsetzung folgt
Papst Benedikt XVI. am 03. September 2006