21. Dezember

Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei. „Na klar, Gänsebraten“, sagte der Fuchs, „was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!“

„Schnee“, sagte der Eisbär, „viel Schnee!“ Und er schwärmte verzückt: „Weiße Weihnachten feiern.“ Das Reh sagte: „Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten  feiern.“ – „Aber nicht so viele Kerzen“, heulte die Eule, „schön schummrig und gemütlich muss es sein, Stimmung ist die Hauptsache!“
„Und Schmuck“, krächzte die Elster, „jede Weihnachten kriege ich was: einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste.“
„Mach´s wie ich“, sagte der Dachs, „pennen, pennen, das ist das Wahre an Weihnachten, mal richtig ausschlafen!“
„Und saufen“, ergänzte der Ochse, „mal richtig einen saufen und dann pennen“, dann aber schrie er: „Aua!“, denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt: „Du Ochse, denkst du denn nicht an das Kind?“
Da senkte der Ochs beschämt den Kopf und sagte: „Das Kind, ja, das Kind, das Kind ist die Hauptsache!“

„Übrigens“, fragte der Esel: „wissen das auch die Menschen?“

(von J. Hildebrand)

18. Dezember

Nur ein Strohhalm

Die Hirten sind gekommen und dann wieder gegangen. Vielleicht haben sie damals Geschenke mitgebracht, aber gegangen sind sie mit leeren Händen. Ich kann mir aber vorstellen, dass vielleicht ein Hirte, ein ganz junger, doch etwas mitgenommen hat von der Krippe. Ganz fest in der Hand hat er es gehalten Die anderen haben es erst gar nicht bemerkt.

Bis auf einmal einer sagte: „Was hast du denn da in der Hand?“ – „Einen Strohhalm“, sagte er, „einen Strohhalm aus der Krippe, in der das Kind gelegen hat.“
„Einen Strohhalm!“, lachten die anderen, „das ist ja Abfall! Wirf das Zeug weg.“ Aber er schüttelte nur den Kopf. „Nein’“, sagte er, „den behalte ich, für mich ist er ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. Jedes Mal, wenn ich diesen Strohhalm in der Hand halten werde, dann werde ich mich an das Kinde erinnern und daran, was die Engel von ihm gesagt haben.“ Und wie ist das mit dem kleinen Hirten weitergegangen? Am nächsten Tag, da fragten die anderen Hirten ihn. „Und, hast du den Strohhalm immer noch? Ja? Mensch, wirf ihn weg, das ist doch wertloses Zeug!“ Er antwortete: „Nein, das ist nicht wertlos.
Das Kind Gottes hat darauf gelegen.“ – „Ja und?“ lachten die anderen, „das Kind ist wertvoll, aber nicht das Stroh.“ „Ihr habt Unrecht“, sagte der kleine Hirte, „das Stroh ist schon wertvoll. Worauf hätte das Kind denn sonst liegen sollen, arm wie es ist? Nein, mir zeigt es, dass Gott das Kleine braucht, das Wertlose.
Ja, Gott braucht die Kleinen. Die, die nicht viel können, die nichts wert sind.“
Ja, der Strohhalm aus der Krippe war dem kleinen Hirten wichtig. Wieder und wieder nahm er ihn in die Hand, dachte an die Worte der Engel, freute sich darüber, dass Gott die Menschen so lieb hat, dass er klein wurde wie sie. Eines Tages aber nahm ihm einer der anderen den den Strohhalm weg und sagte wütend. „Du mit deinem Stroh. Du machst mich noch ganz verrückt!“ Und er zerknickte den Halm wieder und wieder und warf ihn zur Erde. Der kleine Hirte stand ganz ruhig auf, strich ihn wieder glatt und sagte zu den anderen: „Sieh doch, er ist geblieben, was er war. Ein Strohhalm. Deine ganze Wut hat daran nichts ändern können. Sicher, es ist leicht, einen Strohhalm zu knicken, und du denkst, was ist schon ein Kind, wo wir einen starken Helfer brauchen“. Aber ich sage dir: Aus diesem Kind wird ein Mann und der wird nicht totzukriegen sein. Er wird die Wut der Menschen aushalten, ertragen und bleiben, was er ist – Gottes Retter für uns.
Denn Gottes Liebe ist nicht klein zu kriegen.
(Nach einer Erzählung aus Mexiko)

3. Advent

Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet, die dritte Kerze brennt.
Nun tragt eurer Güte leuchtenden Schein
weit in die dunkle Welt hinein

Freut euch, ihr Christen!
Freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr

16. Dezember

Warum mußte Gott Mensch werden?

Ein König hatte einen Minister, einen sehr gebildeten Mann, der Christ wurde und seinen Glauben vor dem ganzen Volk bekannte. Er erklärte, dass er an den Heiland glaube, der in diese Welt gekommen sei, um sie zu erlösen von Schuld und Tod. Dem König war das unverständlich.


„Denn“;, sagte er, „wenn ich will, dass etwas geschehen soll, dann gebiete ich meinen Dienern, und das genügt. Warum sollte der König aller Könige selbst in diese Welt kommen?“

Der König wollte den Minister wegen seiner Bekehrung zum Christusglauben entlassen. Da er ihn aber sehr liebte, versprach er ihm Gnade, wenn er eine Antwort auf diese Frage wüßte.

„Gewährt mir 24 Stunden, Majestät, und ich will Euch antworten.“

Er ließ einen geschickten Schnitzkünstler holen und trug ihm auf, eine Puppe anzufertigen und sie genau so zu kleiden wie das zweijährige Kind des Königs.

Am folgenden Tag machte der König im Boot eine Spazierfahrt. Der Schnitzkünstler war angewiesen, sich am Ufer des Flusses aufzuhalten und auf ein vereinbartes Zeichen die Puppe ins Wasser zu werfen. Der König sah die Puppe ins Wasser fallen und in der Meinung, es sei sein Kind, sprang er ins Wasser.

Der Minister fragte ihn anschließend, warum er selbst sein Kind habe retten wollen, wenn doch ein Wort an seine Diener genügt hätte.
„Es ist das Herz des Vaters, das so handeln musste!“ erwiderte der König.

Und der Minister antwortete: „So hat sich auch Gott nicht damit zufriedengegeben,
den Menschen nur eine Heilsbotschaft zu senden, sondern seine unendliche Liebe ließ ihn selbst vom Himmel herabsteigen, um uns zu retten…“

(Sadhu Sundar Singh)

14. Dezember

Der Geburtstag

Die Großmutter hat sich viel Mühe gegeben, eine festliche  Geburtstagstafel vorzubereiten. Wie jedes Jahr wurden vom Konditor zwei leckere Torten geliefert, sie hat den Tisch schön gedeckt, der Kaffee dampft bereits. Da klingelt es an der Tür. Freudig öffnet die alte Frau –  es sind ihre beiden Enkelkinder.

Sie will gerührt die Glückwünsche entgegennehmen, doch die beiden stoßen ihre Großmutter beiseite und laufen den Korridor entlang zum Wohnzimmer. Schnell nehmen sie am gedeckten Tisch Platz und schaufeln sich Torte auf ihre Teller. Schmatzend legen sie zu essen los.

Die Großmutter ist inzwischen auch im Zimmer angekommen. Etwas verschreckt steht sie in einer Ecke. „Na, schmeckt es euch denn?“ fragt sie unsicher. Man merkt ihr den Versuch an, aus der Situation das Beste zu machen. Die Großmutter versucht noch einmal zu lächeln und das Ganze mit „Ja, ja, die Jugend!“ abzutun. Sie hofft, dass es noch etwas feierlicher wird, wenn die beiden ihren größten Hunger gestillt haben.

Doch plötzlich springen beide wieder hoch. „Mach’s gut, Oma, bis bald mal!“
stürzen sie hinaus. Das Zuknallen der Tür hallt noch lange nach.

Du kannst dir nicht vorstellen, daß so etwas möglich ist? Du meinst, da sei aber gehörig dick aufgetragen? Nein, dies ist eine wahre Geschichte, die sich jedes Jahr millionenfach wiederholt. Auch wenn die Hauptperson der Geschichte in Wirklichkeit nicht die Großmutter ist, sondern ein Kind.

Die Geschichte spielt am Weihnachtsfest.

Da feiern wir Menschen die Geburt unseres Erlösers. Er sollte die Hauptperson sein.
Aber was machen wir aus diesem Fest? Wir stoßen Jesus zur Seite, wir schlagen uns den Magen voll, wir überhäufen uns mit Geschenken, wir denken an uns – vielleicht noch an unsere Familie und unsere besten Freunde. Die Hauptperson selbst steht verdrängt und weggestoßen in einer Ecke, ohne sich zu wehren.

Eigentlich erstaunlich, dass Gott immer noch mit offenen Armen dasteht und auf uns wartet, nicht wahr? Dass er uns einlädt, sogar zu Weihnachten. Auch in diesem Jahr.

(Rainer Haak)

13. Dezember

Nein, das hatte es noch nicht gegeben. Eine Kerze, die nicht brennen wollte, war absolut einmalig. Es herrschte große Aufregung unter den Kerzen im Wohnzimmer- zumal bald Weihnachten gefeiert werden sollte und die Kerzen mit ihrem festlichen Glanz die Dunkelheit verwandeln wollten.

Eine alte, erfahrene Kerze bot sich an, mit der kleinen zu reden.
„Nein, ich möchte nicht brennen“, antwortete die Kleine störrisch.
„wer brennt, verbrennt recht bald, und dann ist es um ihn geschehen. Ich möchte bleiben, wie ich bin – so schlank, schön und so elegant.“
„wenn du nicht brennst, bist du tot, noch bevor du gelebt hast“, antwortete die Alte gelassen.
„Dann bleibst du auf ewig Wachs und Docht, und Wachs und Docht sind Nichts. Nur wenn du dich entzünden lässt, wirst du, was du wirklich bist.“
„Na, da danke ich schön“, entgegnete die Kleine ängstlich. „Ich möchte mich nicht verlieren. Ich möchte lieber bleiben, was ich jetzt bin. Gut, es ist etwas langweilig und manchmal etwas verzehrend flackernde Flamme.“
„Man kann es eigentlich nicht mit Worten erklären, man muss es erfahren“, antwortete die Alte rätselhaft. „Nur wer sich hergibt, verwandelt die Welt, und indem er die Welt verwandelt, wird er auch mehr er selbst. Du darfst nicht über das Dunkel und die Kälte klagen, wenn du nicht bereit bist, dich anstecken zu lassen.
Da ging der kleinen Kerze plötzlich ein Licht auf.
„Du meinst, man ist das, was man von sich herschenkt?“
„Ja“, antwortete die Alte. „Man bleibt dabei nicht so schlank, so schön und so elegant. Man wird gebraucht und gerät auch etwas aus der Form. Aber man ist mächtiger als jede Nacht und alle Finsternis der Welt.“

So geschah es, dass die kleine Kerze ihren Widerstand aufgab und sich entzünden ließ.
Je mehr sie flackerte, umso mehr verwandeltet sie sich in reines Licht und leuchtete und strahlte, als gelte es die ganze Welt zu wärmen und alle Nächte hell zu machen. Wachs und Docht verzehrten sich, aber ihr Licht leuchtet bis auf den heutigen Tag in den Augen und Herzen all der Menschen, für die sie brannte.
(Q: Nicht bekannt)