30. Juni – Ganz Dein…

So widmen sich von den Dienern Gottes die einen dem Krankendienst, die anderen den Armen, diese der religiösen Unterweisung der Kinder, der Bekehrung der verlorenen und in die Irre gegangenen Seelen, jene dem Schmücken der Kirchen und Altäre, andere der Vermittlung von Frieden und Eintracht zwischen den Menschen. Gleich jenen, die auf der Leinwand mit verschiedenfarbigen Seiden-, Silber- und Goldfäden allerlei Blumen sticken, unternehmen sie ein besonderes Werk der Frömmigkeit, um auf seinem Grund die Vielfalt der anderen Tugenden sichtbar zu machen; durch die Beziehung zu ihrer Hauptübung erhalten alle Handlungen und Affekte ihre Einheit und Ordnung und lassen ihren Geist erkennen.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

29. Juni – Ganz Dein…

Kassian erzählt, dass ein frommes Mädchen an den hl. Athanasius herantrat mit dem Wunsch, in der Geduld geübt zu werden; er schickte ihr eine arme, stets mißmutige und zornige, reizbare und unausstehliche Witwe, die das fromme Mädchen ohne Unterlass quälte, so dass es Gelegenheit genug fand, Sanftmut und Nachgiebigkeit zu üben.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

28. Juni – Ganz Dein…

Der heilige König Ludwig besuchte die Spitäler und pflegte die Kranken mit eigener Hand, als wäre er dafür angestellt; der hl. Franz von Assisi liebte besonders die Armut, die er seine Braut nannte, der hl. Dominikus das Predigen, wovon sein Orden auch den Namen hat. St. Gregor liebte es, nach dem Vorbild Abrahams die Pilger liebevoll aufzunehmen, und wie jener empfing er den Herrn der Herrlichkeit in der Gestalt eines Pilgers. Tobias übte das Liebeswerk, die Toten zu begraben; die hl. Elisabeth, obwohl eine hohe Fürstin, erachtete die Verdemütigung für das größte; die hl. Katharina von Genua widmete sich, nachdem sie Witwe geworden, der Krankenpflege.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

27. Juni – Ganz Dein…

Eulogius von Alexandrien wünschte Gott in besonderer Weise zu dienen; da er weder zum Einsiedler noch zum Mönch kräftig genug war, nahm er einen völlig verkommenen, mit Aussatz bedeckten Armen zu sich, um auf diese Weise Nächstenliebe und Abtötung zu üben. Um seine Übung noch wertvoller zu machen, legte er das Gelübde ab, ihn  zu ehren und ihm zu dienen, wie ein Knecht seinen Herrn und Meister. Als nun sowohl der Kranke als auch Eulogius versucht waren, sich wieder zu trennen, fragten sie den großen Antonius um Rat, der ihnen antwortete: „Davor hütet euch wohl! Ihr seid beide nahe eurem Ziel; findet euch der Engel nicht beisammen, dann lauft ihr Gefahr, eure Krone zu verlieren.“

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

26. Juni – Ganz Dein…

Es ist von Nutzen, wenn jeder die besondere Übung einer Tugend angelegen sein lässt; nicht um die anderen zu vernachlässigen, sondern um seinen Geist in Tätigkeit und Zucht zu halten. Dem heiligen Bischof Johannes von Alexandrien erschien ein schönes Mädchen, glänzender als die Sonne, königlich geschmückt, mit einem Kranz von Olivenzweigen gekrönt, und sagte: „Ich bin die älteste Tochter des Königs; wähle du mich zur Freundin, dann führe ich dich zu ihm.“ Er verstand, dass es die Barmherzigkeit gegen die Armen war, die Gott ihm empfahl, und gab sich dieser Tugend in einem Maß hin, dass er der „Almosenspender“ genannt wird.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

25. Juni – Ganz Dein…

So zieht man meist eine Geldspende einem geistlichen Almosen vor; den Bußgürtel, das Fasten, die Geißel, Kasteiungen des Leibes der Sanftmut, Güte, Bescheidenheit und den Überwindungen des Herzens, die zweifellos wertvoller sind.

Wähle also die wichtigen Tugenden, nicht die beliebten, die vorzüglichen, nicht die auffallenden, die besseren, nicht die glänzenden.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

24. Juni – Ganz Dein…

Die Kometen erscheinen dem Auge größer als die Sterne, sind aber unvergleichlich kleiner und geringer; sie erscheinen aber größer, weil sie uns näher sind. So gibt es auch gewisse Tugenden, die uns näher liegen und deshalb augenfälliger, sozusagen greifbar erscheinen; daher werden sie gewöhnlich höher eingeschätzt.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

22. Juni – Ganz Dein…

Jeder Beruf verlangt besondere Tugenden; ein Bischof muss andere Tugenden pflegen als ein Fürst, andere der Soldat als die verheiratete Frau, andere eine Witwe. Alle müssen zwar alle Tugenden üben, aber nicht in gleicher Weise; jeder soll sich vielmehr besonders um jene bemühen, die der Lebensweise entsprechen, zu der er berufen ist.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)