Einen glaubensfrohen Gruß richte ich an die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Kommt, lasset uns anbeten das Kind in der Krippe. Seid Boten der Liebe Gottes zu den Menschen! Der Friede Christi begleite euch. Frohe und gesegnete Weihnachten!
Dieses Geheimnis geschieht in der weihnachtlichen Krippe. Im Neugeborenen tut sich der Allmächtige den Menschen kund. Maria steht als erste bereit, das Göttliche Kind zu empfangen, um es der Welt zu zeigen. Josef tritt ihr zur Seite als väterlicher Beschützer des Knaben. Engel preisen Gottes Ehre und verheißen den Frieden auf Erden (vgl. Lk 2, 14). Klein und Groß, die Hirten wie die Weisen werden Zeugen des wunderbaren Geschehens. Auch wir wollen uns aufmachen und dem Kind die Türen unserer Herzen öffnen, dass es uns auch im neuen Jahr mit seinem Segen begleite.
Die Liturgie der Weihnachtszeit lädt uns ein, voll Freude zur Grotte in Betlehem zu eilen, um unserem Erlöser Jesus Christus zu begegnen: »Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn!« Ihm öffnen wir die Tür unseres Herzens, damit er uns jetzt und während des ganzen, in Kürze beginnenden Jahres begleitet.
In der Heiligen Nacht hat Gott den Menschen sein endgültiges Wort des Heils geschenkt: Der Sohn des Höchsten ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt.
Verweilen wir vor der Krippe! In dieser traditionellen Darstellung der Geburt spricht »der ewige und allmächtige Schöpfer« zu uns durch den Sohn, den Herrn des Universums, der Kind geworden ist, um dem Menschen zu begegnen. Die Jungfrau Maria ist die erste, die ihn aufnimmt und der Welt vorstellt. An ihrer Seite steht Josef, der berufen ist, als Vater der Hüter des Erlösers zu sein.
Vervollständigt wird das Bild durch die Engel, die die »Herrlichkeit Gottes« preisen und »Friede bei den Menschen« verkünden (vgl. Lk 2,14), sowie durch die Hirten, welche die einfachen und armen Menschen der Erde vertreten. In einigen Tagen werden die Sterndeuter hinzugefügt, die von weit her kommen, um den König des Universums anzubeten.
»Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn« (Hebr 1,1–2).
Diese Worte, mit denen der Brief an die Hebräer beginnt, erhalten in der Weihnachtszeit besondere Bedeutsamkeit. Gott hat in der Heiligen Nacht an die Menschheit aller Zeiten und allerorts sein endgültiges Wort des Heils gerichtet. Der eingeborene Sohn des Vaters ist Mensch geworden und hat unter uns Wohnung genommen. So hat sich die Erwartung des Messias erfüllt, der von den Propheten angekündigt worden war. Die Liturgie dieser Zeit betrachtet und vertieft das Geheimnis der Menschwerdung.
In der freudigen Atmosphäre von Weihnachten lässt uns die Kirche, die mit neuem Erstaunen das Geheimnis von Immanuel – Gott-mit-uns – lebt, heute die Heilige Familie von Nazaret betrachten. Aus der Betrachtung dieses wundervollen Vorbildes schöpft die Kirche Werte, um sie den Frauen und Männern aller Zeiten und aller Kulturen anzubieten.
Auf die Familie von Nazaret blicken die Familien von heute, um dem Vorbild von Maria und Josef in ihrer liebevollen Sorge für das menschgewordene Wort die geeigneten Richtlinien für die täglichen Lebensentscheidungen zu entnehmen! Im Licht des in dieser unübertrefflichen Schule Gelernten wird jede Familie sich auf dem Weg zur vollen Verwirklichung des Planes Gottes orientieren können.
Wir wünschen allen ein gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest!
„Ein Kind wird uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt“ ( Jes 9, 5).
Mit diesen Worten möchte ich heute, an diesem großen Festtag, die Kirche und die Menschheitsfamilie grüßen.
Wir begegnen uns an dem Geburtsfest. Ein Kind wird geboren; ein Sohn kommt zur Welt. Er wird geboren von der Mutter. Neun Monate war er wie jedes Menschenkind in ihrem Schoß geborgen. Er wird von der Mutter geboren in der Zeit und nach den zeitlichen Gesetzen der Geburt eines Menschen.
Vom Vater wurde er geboren von Ewigkeit. Er ist der Sohn Gottes. Er ist das Wort. Er bringt die ganze Liebe des Vaters für den Menschen mit in die Welt. Er ist die Offenbarung der göttlichen Menschenfreundlichkeit. In ihm schenkt sich der Vater selbst jedem Menschen. In ihm wird das ewige Erbe des Menschen in Gott bekräftigt. In ihm wird bis zum Ende die Zukunft des Menschen offenbart. Er gibt dem menschlichen Leben Bedeutung und Sinn, unabhängig von Leiden oder Behinderungen, die auf diesem Leben während seiner zeitlichen Dauer lasten können.
All das wird er durch seine Frohbotschaft und schließlich durch seinen Kreuzestod und seine Auferstehung verkünden.
All das verkündet er schon jetzt durch seine Geburt.
Zu Weihnachten betrachten wir das große Geheimnis Gottes, der im Schoß der Jungfrau Maria Mensch geworden ist. Er wird in Betlehem geboren, um mit uns die schwache menschliche Natur zu teilen! Er kommt zu uns und bringt der ganzen Welt das Heil. Sein Auftrag wird sein, die Menschen und Völker in der einen Familie der Kinder Gottes zu sammeln.
Wir können sagen, dass es uns gegeben wird, im Weihnachtsgeheimnis einen »Qualitätssprung« in der Heilsgeschichte zu betrachten. Dem Menschen, der sich durch die Sünde vom Schöpfer entfernt hat, wird jetzt in Christus das Geschenk einer neuen und volleren Gemeinschaft mit Ihm angeboten. So entzündet sich in seinem Herzen die Hoffnung, während sich für die Menschheit die Pforten des Himmels wieder öffnen.
Abschließend könnten wir also sagen, dass der vom Advent neu angebotene Sinn der christlichen Hoffnung in der zuversichtlichen Erwartung, der tätigen Bereitschaft und dem frohen Offensein für die Begegnung mit dem Herrn liegt. Er ist nach Betlehem gekommen, um für immer mit uns zu sein.
Nähren wir deshalb, liebe Brüder und Schwestern, diese Tage der unmittelbaren Vorbereitung auf die Geburt Christi mit dem Licht und der Wärme der Hoffnung. Das ist der Wunsch, den ich euch Anwesenden und euren Lieben ausspreche. Ich vertraue ihn der mütterlichen Fürsprache Marias an, Vorbild und Stütze unserer Hoffnung.
Allen einen gesegneten Advent und gnadenreiche Weihnachten!
Nicht zu vergessen ist noch ein drittes bezeichnendes Merkmal der christlichen Hoffnung, das die Adventszeit deutlich ins Licht rückt. Der Mensch, der sich über den Alltag erhebt und die Gemeinschaft mit Gott sucht, wird durch den Advent und vor allem durch Jesu Geburt daran erinnert, dass es Gott ist, der die Initiative ergriffen hat und ihm entgegengekommen ist. Indem er sich zum Kind machte, hat Jesus unsere Natur angenommen und seinen Bund mit der ganzen Menschheit für immer geschlossen.
Fortsetzung folgt … (Papst Johannes Paul II. am 17. Dezember 2003)