Fortsetzung … Liebe Brüder und Schwestern, die Episode der Befreiung des Petrus, von der Lukas berichtet, sagt uns, dass die Kirche, ein jeder von uns, die Nacht der Prüfung durchmacht, aber dass das unablässige Wachen im Gebet uns trägt. Auch ich habe mich vom ersten Augenblick meiner Wahl zum Nachfolger des hl. Petrus an stets von eurem Gebet, vom Gebet der Kirche getragen gefühlt, vor allem in den schwierigsten Augenblicken.
Dafür danke ich von Herzen. Durch das unablässige und vertrauensvolle Gebet befreit uns der Herr von den Ketten, führt er uns durch jede Nacht der Gefangenschaft hindurch, die unser Herz quälen kann, schenkt er uns die Ruhe des Herzens, damit wir den Bedrängnissen des Lebens begegnen können, auch der Ablehnung, dem Widerstand, der Verfolgung. Die Episode des Petrus zeigt diese Kraft des Gebets. Und auch wenn er in Ketten liegt, ist der Apostel innerlich ruhig, in der Gewissheit, nie allein zu sein: Die Gemeinde betet für ihn, der Herr ist ihm nahe; er weiß, dass die Gnade Christi ihre Kraft in der Schwachheit erweist (vgl. 2 Kor 12,9). Das unablässige und einmütige Gebet ist auch ein wertvolles Mittel, um die Prüfungen zu überwinden, die auf dem Weg des Lebens auftreten können, denn durch das tiefe Vereintsein mit Gott können wir auch zutiefst mit den anderen vereint sein. Danke.
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 09. Mai 2012)
Er findet zwei Hauptursachen: Die erste ist, sich von den Leidenschaften, von der Diktatur der eigenen Gelüste, vom Egoismus beherrschen zu lassen (vgl. Jak 4,1–2a); die zweite ist das fehlende Gebet – »weil ihr nicht bittet« (Jak 4,2b) – oder das Vorhandensein eines Gebets, das nicht als solches bezeichnet werden kann: »Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in eurer Leidenschaft zu verschwenden« (Jak 4,3). Dem hl. Jakobus zufolge würde diese Situation sich ändern, wenn die ganze Gemeinschaft gemeinsam mit Gott sprechen, inständig und einmütig beten würde. Denn auch das Reden über Gott läuft Gefahr, seine innere Kraft zu verlieren, und das Zeugnis wird schal, wenn sie nicht vom Gebet, von der Kontinuität eines lebendigen Gesprächs mit dem Herrn beseelt, getragen und begleitet werden.
Das ist ein wichtiger Hinweis auch für uns und unsere Gemeinschaften, für die kleinen – wie die Familie – ebenso wie für die größeren, wie die Pfarrei, die Diözese, die ganze Kirche. Und es macht mich nachdenklich, dass in dieser Gemeinde des hl. Jakobus gebetet wurde, aber in böser Absicht gebetet wurde, nur für die eigene Leidenschaft. Wir müssen immer wieder lernen, gut zu beten, wahrhaftig zu beten, sich auf Gott und nicht auf das eigene Wohl auszurichten. Die Gemeinde dagegen, die die Gefangenschaft des Petrus begleitet, ist eine Gemeinde, die wirklich betet, die ganze Nacht, vereint. Und eine unermessliche Freude erfüllt das Herz aller, als der Apostel unerwartet an das Tor klopft. Es ist die Freude und das Staunen über das Wirken Gottes, der sie erhört. So steigt das Gebet für Petrus von der Kirche auf, und er kehrt in die Kirche zurück, um zu berichten, »wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt hatte« (Apg 12,17). In jener Kirche, in der er als Fels eingesetzt ist (vgl. Mt 16,18), berichtet Petrus von seinem »Pascha« der Befreiung: Er erfährt, dass in der Nachfolge Christi die wahre Freiheit liegt, man vom strahlenden Licht der Auferstehung umgeben ist, und daher kann er bis zum Martyrium bezeugen, dass der Herr auferstanden ist und wahrhaftig »seinen Engel gesandt hat und mich der Hand des Herodes entrissen hat« (Apg 12,11). Das Martyrium, das er später in Rom erleiden wird, wird ihn endgültig mit Christus vereinen, der zu ihm gesagt hatte: Wenn du alt geworden bist, wird ein anderer dich führen, wohin du nicht willst – um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde (vgl. Joh 21,18–19).
Fortsetzung folgt …
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 09. Mai 2012)
Ich möchte auch einen anderen Aspekt der Haltung des Petrus im Gefängnis hervorheben. Wir sehen nämlich, dass Petrus »schlief« (Apg 12,6), während die christliche Gemeinde inständig für ihn betete. In einer so kritischen Situation ernster Gefahr mag diese Haltung seltsam erscheinen. Sie deutet jedoch hin auf Ruhe und Vertrauen; er vertraut auf Gott, er weiß, dass er umgeben ist von der Solidarität und dem Gebet der Seinen und überlässt sich ganz der Hand des Herrn. So soll unser Gebet sein: inständig, solidarisch mit den anderen, vollkommen vertrauensvoll gegenüber Gott, der uns tief im Inneren kennt und für uns Sorge trägt – so sehr, dass Jesus sogar sagt: »Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht!« (Mt 10,30–31).
Petrus erlebt die Nacht der Gefangenschaft und der Befreiung aus dem Gefängnis als einen Augenblick seiner Nachfolge des Herrn, der die Finsternis der Nacht überwindet und aus der Knechtschaft der Ketten und der Todesgefahr befreit. Seine Befreiung ist wunderbar, gezeichnet von verschiedenen Schritten, die genau beschrieben werden: Vom Engel geführt geht er trotz der Überwachung am ersten und zweiten Wachtposten vorbei, bis hin zum eisernen Tor, das in die Stadt führt: Und das Tor öffnet sich ihnen von selbst (vgl. Apg 12,10). Petrus und der Engel des Herrn gehen gemeinsam ein Stück des Weges, bis der Apostel, wieder zu sich gekommen, merkt, daß der Herr ihn wahrhaftig befreit hat. Und er geht, nachdem er sich darüber klar geworden ist, zum Haus der Maria, der Mutter des Markus, wo viele Jünger zum Gebet versammelt sind; wieder besteht die Antwort der Gemeinschaft auf Schwierigkeit und Gefahr darin, sich Gott anzuvertrauen, die Beziehung zu ihm zu vertiefen. An dieser Stelle scheint es mir nützlich, eine andere nicht einfache Situation in Erinnerung zu rufen, die die christliche Urgemeinde erlebt hat. Darüber berichtet uns der hl. Jakobus in seinem Brief. Es ist eine Gemeinde, die sich in einer Krise, in Schwierigkeiten befindet, nicht so sehr wegen der Verfolgungen, sondern weil es in ihrem Innern Neid und Streit gibt (vgl. Jak 3,14–16). Und der Apostel fragt sich nach dem Grund für diese Situation.
Fortsetzung folgt …
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 09. Mai 2012)
Heute möchte ich bei der letzten Episode aus dem Leben des hl. Petrus verweilen, von der in der Apostelgeschichte berichtet wird: seine Gefangennahme auf Anordnung von Herodes Agrippa und seine Befreiung durch das wunderbare Eingreifen des Engels des Herrn in der Nacht vor seinem Prozess in Jerusalem (vgl. Apg 12,1– 17).
Wieder einmal ist der Bericht vom Gebet der Kirche geprägt. Denn der hl. Lukas schreibt: »Petrus wurde also im Gefängnis bewacht. Die Gemeinde aber betete inständig für ihn zu Gott« (Apg 12,5). Und nachdem er das Gefängnis auf wunderbare Weise verlassen hat, heißt es anlässlich seines Besuchs im Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, dass »nicht wenige versammelt waren und beteten« (Apg 12,12). Zwischen diesen beiden wichtigen Hinweisen, die die Haltung der christlichen Gemeinde angesichts von Gefahr und Verfolgung beschreiben, wird über die Gefangennahme und Befreiung des Petrus berichtet, die die ganze Nacht umfasst. Die Kraft des unablässigen Gebets der Kirche steigt zu Gott auf, und der Herr erhört es und vollbringt eine undenkbare und unerwartete Befreiung, indem er seinen Engel sendet. Der Bericht ruft die großen Elemente der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens in Erinnerung, das jüdische Pascha. Wie bei jenem grundlegenden Ereignis wird auch hier die wichtigste Tat vom Engel des Herrn vollbracht, der Petrus befreit. Und das Handeln des Apostels – der aufgefordert wird, schnell aufzustehen und die Hüften zu gürten – zeichnet das des auserwählten Volkes in der Nacht der Befreiung durch das Eingreifen Gottes nach, als es aufgefordert wurde, das Lamm hastig zu essen, mit den Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand, bereit, das Land zu verlassen (vgl. Ex 12,11). So kann Petrus sagen: »Nun weiß ich wahrhaftig, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich der Hand des Herodes entrissen hat« (Apg 12,11). Der Engel ruft jedoch nicht nur jenen Engel der Befreiung Israels aus Ägypten ins Gedächtnis, sondern auch den Engel der Auferstehung Christi. Denn die Apostelgeschichte berichtet: »Plötzlich trat ein Engel des Herrn ein, und ein helles Licht strahlte in den Raum. Er stieß Petrus in die Seite, weckte ihn« (Apg 12,7). Das Licht, das den Raum des Gefängnisses erfüllt, und auch das Wecken des Apostels verweisen auf das befreiende Licht des Pascha des Herrn, der die Finsternis der Nacht und des Bösen überwindet. »Wirf deinen Mantel um, und folge mir!« (Apg 12,8): Diese Aufforderung lässt schließlich die Worte Jesu bei der Berufung der ersten Jünger im Herzen wiederklingen (vgl. Mk 1,17). Er wird nach der Auferstehung am See von Tiberias wiederholt, wo der Herr gleich zweimal zu Petrus sagt: »Folge mir nach!« (Joh 21,19.22). Es ist ein dringender Aufruf zur Nachfolge: Nur wenn man aus sich selbst herauskommt, um sich mit dem Herrn auf den Weg zu machen und seinen Willen zu tun, lebt man die wahre Freiheit.
Fortsetzung folgt …
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 09. Mai 2012)
Ein zweites Element: Der hl. Stephanus sieht in der Geschichte der Liebesbeziehung zwischen Gott und dem Menschen die Gestalt und die Sendung Jesu vorweggenommen. Er – der Sohn Gottes – ist der Tempel, der nicht »von Menschenhand gemacht ist«, in dem die Gegenwart Gottes, des Vaters, so nahe ist, dass sie in unser menschliches Fleisch hineingekommen ist, um uns zu Gott zu bringen, um uns die Pforten des Himmels zu öffnen. Unser Gebet muss also die Betrachtung Jesu zur Rechten Gottes sein – die Betrachtung Jesu als Herrn unseres, meines täglichen Lebens. In ihm können auch wir uns, vom Heiligen Geist geleitet, an Gott wenden, wirklich mit Gott in Berührung treten mit dem Vertrauen und der Hingabe von Kindern, die sich an einen Vater wenden, der sie unendlich liebt. Danke.
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 02. Mai 2012)
Liebe Brüder und Schwestern, das Zeugnis des hl. Stephanus bietet uns einige Hinweise für unser Gebet und unser Leben. Wir können uns fragen: Woher nahm dieser erste christliche Märtyrer die Kraft, um seinen Verfolgern gegenüberzutreten und bis zur Selbsthingabe zu gelangen? Die Antwort ist einfach: aus seiner Beziehung zu Gott, aus seiner Gemeinschaft mit Christus, aus dem Nachdenken über die Heilsgeschichte, aus der Betrachtung des Wirkens Gottes, das in Jesus Christus zu seinem Höhepunkt gelangt ist. Auch unser Gebet muss genährt sein vom Hören auf das Wort Gottes, in Gemeinschaft mit Jesus und seiner Kirche.
Fortsetzung folgt …
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 02. Mai 2012)
Das Beispiel des heiligen Stephanus möge uns helfen, aus der Beziehung zu Gott Kraft für unser Leben zu schöpfen und unseren Weg recht zu erkennen. Unser Beten – damit es selber richtig ist und Gott nahe kommt, ihn in uns hereinbringt, uns zu Gott bringt – muss sich aus dem Wort Gottes nähren und auf Christus hinschauen. In ihm können wir uns durch den Heiligen Geist dann in kindlichem Vertrauen an Gott wenden, weil wir wissen, er ist der Vater und er liebt uns. Von Herzen segne ich euch alle.
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 02. Mai 2012)
Heute beginnt der Monat Mai mit einem liturgischen Gedenktag, der dem Volk Gottes sehr am Herzen liegt, der Gedenktag des hl. Josephs, des Arbeiters. Und ihr wisst, dass ich Joseph heiße. Dieser Gedenktag wurde von Papst Pius XII. seligen Angedenkens vor genau 50 Jahren eingeführt, um die Bedeutung der Arbeit und der Gegenwart Christi und der Kirche in der Arbeitswelt hervorzuheben.
Auch in der heutigen Gesellschaft ist es notwendig, das „Evangelium der Arbeit“ zu bezeugen, von dem Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Laborem exercens gesprochen hat. Mein Wunsch ist, dass es vor allem den jungen Menschen nie an Arbeit fehlen möge und dass die Arbeitsbedingungen immer mehr die Würde der menschlichen Person achten.
Abschließend gelten meine Gedanken Maria: Ihr ist der Monat Mai in besonderer Weise geweiht. Durch seine Worte und mehr noch durch sein Vorbild hat uns Papst Johannes Paul II. gelehrt, Christus mit den Augen Marias zu betrachten, vor allem indem wir dem heiligen Rosenkranz besondere Aufmerksamkeit schenken.
Das Kreuzzeichen ist gewissermaßen die Zusammenfassung unseres Glaubens, denn es sagt uns, wie weit Gottes Liebe zu uns gegangen ist; es sagt uns, dass es auf der Welt eine Liebe gibt, die stärker ist als der Tod, stärker als unsere Schwächen und unsere Sünden. Die Kraft der Liebe ist stärker als das Böse, das uns bedroht.