20. Oktober

Ihr habt im Psalm gehört: „Aller Vollendung Ziel und Ende habe ich gesehen.“1 Was hatte der Psalmist geschaut? Hatte er etwa den Gipfel eines hohen und steilen Berges erstiegen und Ausschau gehalten und so den Umkreis der Erde und die Grenzen des ganzen Erdkreises gesehen? Sagte er darum: „Aller Vollendung Ziel und Ende habe ich gesehen“? Wenn das des Lobpreises würdig ist, so wollen wir den Herrn um scharfe leibliche Augen bitten und den höchsten Berg der Erde aufsuchen, um von seinem Gipfel aus aller Vollendung Ziel und Ende zu schauen. Doch du brauchst nicht weit zu gehen. Ich sag dir: Steig auf den Berg und schau das Ziel! Christus ist der Berg: Komm zu Christus, und du siehst von da aus das Ziel jeglicher Vollendung.

(Auszug aus der Lesung der Lesehore am Gedenktag des heiligen Wendelin)

19. Oktober

Es ist gut und heilig, an das Leiden des Herrn zu denken und es zu betrachten; denn so gelangen wir zur Vereinigung mit Gott. In dieser heiligen Schule lernen wir die wahre Weisheit, dort haben alle Heiligen sie gelernt. Wenn das Kreuz seine Wurzeln tiefer in eure Herzen senkt, werdet ihr rufen: „Leiden, nicht sterben!“ oder: Entweder leiden oder sterben!“ oder noch besser: „Weder leiden noch sterben, sondern volle Bekehrung zum Willen Gottes!“

(Auszug aus der Lesung der Lesehore am Gedenktag des heiligen Paul vom Kreuz)

15. Oktober

 

Allmächtiger Gott, du hast die heilige Theresia von Jesus durch deinen Geist erweckt und sie der Kirche als Lehrmeisterin des Weges zur Vollkommenheit geschenkt. Gib, dass wir in ihren Schriften Nahrung für unser geistliches Leben finden. Durchdringe uns mit der Gewissheit, dass du allein genügst, und entzünde in uns das Verlangen nach Heiligkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

(Oration am Gedenktag der heiligen Teresa von Avila)

14. Oktober

Die Liebe zu Gott muss uns nicht erst gelehrt werden. Wir haben nicht von jemand anderem gelernt, uns über das Licht zu freuen, nach dem Leben zu verlangen, die Eltern oder Ernährer zu lieben. So, ja noch viel mehr ist die Gottesliebe von äußerer Unterweisung unabhängig; sobald vielmehr dieses Lebewesen Mensch ins Dasein trat, wurde uns wie ein Keim die Kraft eingepflanzt, die von Haus aus die Fähigkeit und Geneigtheit zu lieben enthält. Wenn diese Kraft in die Schule der göttlichen Gebote kommt, wird sie mit Gottes Hilfe sorgfältig entwickelt, weise gefördert und schließlich zur Reife gebracht.

(Auszug aus der Lesung der Lesehore)

13. Oktober

„Feiert und seht, dass ich Gott bin!“1 Das wird wahrhaftig der größte Sabbat sein, der keinen Abend kennt, der Sabbat, auf den schon bei der Erschaffung der Welt hingewiesen wurde. „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.“2 Wir werden selbst der siebte Tag sein, wenn wir durch seinen Segen und seine Heiligung vollendet und neu geschaffen sind. Dann werden wir feiern und erkennen, dass er Gott ist.

(Auszug aus der Lesung der Lesehore)

12. Oktober

Mensch, was du liebst, in das wirst du verwandelt werden:
Gott wirst du, liebst du Gott – und Erde, liebst du Erden.
Mensch, werde wesentlich! Denn wenn die Welt vergeht,
so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.
Ich glaube keinen Tod. Sterb´ ich gleich alle Stunden,
so hab´ ich jedesmal ein besser Leben funden.
Aus Liebe wird Gott ich, und ich aus Gnaden Er:
es kommt ja all mein Heil nur bloß von ihme her.
Wer auch im Nächsten nichts als Gott und Christum sieht,
der siehet mit dem Licht, das aus der Gottheit blüht.

(Auszug aus der Lesung der Lesehore)