14. November

Der Mensch soll sich auf das Licht der göttlichen Liebe ausrichten. Es geht darum, im Dunkel der Sünde und der Trübsal, das uns umgibt und immer wieder einholen will, Licht zu finden und herauszukommen aus diesem Dunkel. Im Licht seiner Liebe wird uns deutlich, dass wir Abbild Gottes sind, und wir lernen, da ß auch wir in den Mitmenschen dieses Bild erkennen und so ihn lieben können. Das ist das Kennzeichen für das Reich Gottes in der Welt, in das der Herr uns alle ruft. Er helfe uns, Zeugen für ihn und seine Liebe zu sein, die alle menschlichen Beziehungen und damit die Welt im Ganzen umwandelt. 

Papst Benedikt XVI. am 4. November 2012

13. November

Wenn die Liebe zu Gott in einem Menschen tiefe Wurzeln gefasst hat, vermag dieser auch den zu lieben, der es nicht verdient, wie es eben Gott uns gegenüber tut. Der Vater und die Mutter lieben ihre Kinder  nicht nur, wenn sie es verdienen: sie lieben sie immer, auch wenn sie es ihnen natürlich zu verstehen geben, wenn sie einen Fehler begehen. Von Gott lernen wir, immer und allein das Gute zu wollen und nie das Böse. Wir lernen, auf den anderen nicht nur mit unseren Augen zu schauen, sondern mit dem Blick Gottes, dem Blick Jesu Christi.

Ein Blick, der vom Herzen ausgeht und nicht an der Oberfläche stehenbleibt, er geht über den Schein hinaus und ist fähig, die tiefsten Erwartungen des anderen zu erfassen: die Erwartung, gehört zu werden, die Erwartung einer ungeschuldeten Aufmerksamkeit; mit einem Wort: die Erwartung der Liebe. Doch es vollzieht sich auch der umgekehrte Weg: indem ich mich auf den anderen hin öffne, so wie er ist, ihm entgegengehe und zur Verfügung stehe, öffne ich mich auch dafür, Gott zu erkennen, zu spüren, dass er da ist und dass er gut ist. Gottesliebe und Nächstenliebe sind untrennbar miteinander verbunden und stehen in einer gegenseitigen Beziehung. Jesus hat weder die eine noch die andere erfunden, sondern er hat offenbart, dass sie im Grunde ein einziges Gebot sind, und er hat dies nicht allein mit dem Wort getan, sondern vor allem mit seinem Zeugnis: die Person Jesu selbst und sein ganzes Geheimnis verkörpern die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe, wie die beiden Balken des Kreuzes, vertikal und horizontal. In der Eucharistie schenkt er uns diese zweifache Liebe, indem er uns sich selbst schenkt, damit wir, genährt von diesem Brot, einander lieben, wie er uns geliebt hat.

Papst Benedikt XVI. am 4. November 2012

11. November

Die Kirche gedenkt heute, am 11. November, des hl. Martin, Bischof von Tours, eines der berühmtesten und am meisten verehrten Heiligen in Europa. Er wurde um 316 als Sohn heidnischer Eltern in Pannonien, im heutigen Ungarn, geboren und dann vom Vater für die Militärlaufbahn bestimmt. Bereits als Jüngling begegnete Martin dem Christentum; nach Überwindung vieler Schwierigkeiten schrieb er sich als Katechumene ein, um sich auf die Taufe vorzubereiten.

Er empfing das Sakrament im Alter von ungefähr zwanzig Jahren, musste aber noch lange Zeit im Heer bleiben, wo er von seiner neuen Lebensweise Zeugnis ablegte: er war allen gegenüber respektvoll und entgegenkommend; er behandelte seinen Leibdiener wie einen Bruder und mied niedrige Vergnügungen. Nach seiner Verabschiedung aus dem Militärdienst begab er sich nach Poitiers in Frankreich zum heiligen Bischof Hilarius. Dieser weihte ihn zum Diakon und Priester; in der Folge wählte er das monastische Leben und gründete mit einigen Schülern in Ligugé das älteste bekannte Kloster in Europa. Nachdem ungefähr zehn Jahre später die Christen von Tours ohne Hirte geblieben waren, wählten sie ihn per Akklamation zu ihrem Bischof. Von da an widmete sich Martin mit brennendem Eifer der Evangelisierung der ländlichen Gegenden sowie der Ausbildung des Klerus. Auch wenn ihm viele Wunder zugeschrieben werden, ist der hl. Martin vor allem für eine Tat der brüderlichen Nächstenliebe bekannt. Noch als junger Soldat begegnete er auf der Straße einem vor Kälte erstarrten und zitternden Armen. Da nahm er seinen Mantel, teilte ihn mit dem Schwert in zwei Teile und reichte dem Mann die eine Hälfte. In der Nacht erschien ihm im Traum Jesus, der lächelte und mit eben jenem Mantel bekleidet war.

Papst Benedikt XVI. am 11. November 2007

10. November

Wir bitten Maria, Sedes Sapientiae, uns die wahre Weisheit zu lehren, jene, die in Jesus Fleisch geworden ist. Er ist der Weg, der von diesem Leben hin zu Gott, zum Ewigen führt.

Er hat uns das Antlitz des Vaters offenbart und uns so eine Hoffnung voller Liebe geschenkt. Daher wendet sich die Kirche an die Mutter des Herrn mit diesen Worten: »Vita, s nostra«. Von ihr wollen wir lernen, in dieser Hoffnung, die nicht enttäuscht, zu leben und zu sterben.

Papst Benedikt XVI. am 6. November 2011

09. November

Die Liturgie lässt uns heute den Weihetag der Lateranbasilika begehen, die »Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises« genannt wird. In der Tat war diese Basilika die erste, die nach dem Edikt des Kaisers Konstantin gebaut wurde, der im Jahr 313 den Christen die Freiheit zugestanden hatte, ihre Religion auszuüben.

Eben jener Kaiser schenkte Papst Miltiades den antiken Besitz der Familie der Laterani und ließ dort die Basilika, das Baptisterium und das Patriarchium errichten, das heißt die Residenz des Bischofs von Rom, wo die Päpste bis zur avignonesischen Zeit wohnten. Die Weihe der Basilika wurde von Papst Sylvester um das Jahr 324 vorgenommen, wobei das Gotteshaus dem allerheiligsten Erlöser gewidmet wurde. Erst nach dem 6. Jahrhundert wurden die Titel des hl. Johannes des Täufers und des heiligen Evangelisten Johannes hinzugefügt, aus denen sich der gemeinhin verwendete Name ergibt. Dieser Festtag wurde zunächst nur in der Stadt Rom begangen; dann, ab dem Jahr 1565, wurde er auf alle Kirchen des römischen Ritus ausgeweitet. Auf diese Weise, durch das Gedenken an dieses Gotteshaus, wollen wir der römischen Kirche unsere Liebe und Verehrung bekunden, die, wie der hl. Ignatius von Antiochien sagt, »den Vorsitz in der Liebe« der ganzen katholischen Gemeinschaft »führt« (An die Römer I,1)

Papst Benedikt XVI. am 9. November 2008

07. November

Den Herrn als den einen wahren Gott zu bekennen heißt, ihn mit aller Kraft zu lieben – wie auch ganz konkret unsere Mitmenschen. Wer Gott liebt, erkennt in den Menschen das Bild Gottes und muss sie als Nächste lieben. Das ist der Maßstab für ein erfülltes Leben, wie uns das heutige Evangelium sagt. Der Herr stärke uns im Glauben und helfe uns, seine Liebe in der Welt wirksam werden zu lassen.

Papst Benedikt XVI. am 5. November 2006

05. November

Fortsetzung
Wer sich bemüht, wie Christus zu leben, wird von der Angst vor dem Tod befreit, und dieser wendet sich uns nicht mehr mit dem höhnischen Grinsen eines Feindes zu, sondern – wie der hl. Franziskus im Sonnengesang schreibt – mit dem freundlichen Gesicht eines »Bruders«, für den man Gott auch loben kann:

»Gelobt seist du, Herr, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod.« Der Glaube erinnert uns daran, dass wir vor dem leiblichen Tod keine Angst zu haben brauchen, denn ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Und mit dem hl. Paulus wissen wir, dass wir, auch wenn wir aus unserem Leib geschieden sind, bei Christus sind, dessen auferstandener Leib, den wir in der Eucharistie empfangen, unsere ewige und unzerstörbare Wohnstatt ist. Der wahre Tod hingegen, den wir fürchten müssen, ist der Tod der Seele, den die Offenbarung den »zweiten Tod« nennt (vgl. Offb 20,14–15; 21,8). Wer nämlich bis zu seinem Tod in der Todsünde verharrt und ohne Reue hochmütig die Liebe Gottes zurückweist, schließt sich selbst aus dem Reich des Lebens aus.

Papst Benedikt XVI. am 5. November 2006