21. Dezember – Adventszeit

Gepriesen sei unser Herr Jesus Christus, der uns heimsucht mit seinem Erbarmen. Zu ihm lasst uns beten:

R: Komm, Herr Jesus.

Du bist ein Mensch geworden;
– heile, was in uns Menschen böse ist.

Wenn du wiederkommst, wird deine Herrlichkeit sichtbar werden an deinen Auserwählten;
– komm heute zu uns Sündern als der milde und barmherzige Herr.

Unser Ruhm ist es, dass wir dich preisen dürfen;
– nimm unser Morgenlob gnädig an.

Durch den Glauben hast du uns aus der Finsternis in dein Licht geführt;
– mach unser Tagewerk deiner würdig.

Bitten aus der Laudes vom 21. Dezember

 

20. Dezember – Adventszeit

Nur ein Strohhalm

Die Hirten sind gekommen und dann wieder gegangen. Vielleicht haben sie damals Geschenke mitgebracht, aber gegangen sind sie mit leeren Händen. Ich kann mir aber vorstellen, dass vielleicht ein Hirte, ein ganz junger, doch etwas mitgenommen hat von der Krippe.
Ganz fest in der Hand hat er es gehalten Die anderen haben es erst gar nicht bemerkt. Bis auf einmal einer sagte:
„Was hast du denn da in der Hand?“ – „Einen Strohhalm“, sagte er, „einen Strohhalm aus der Krippe, in der das Kind gelegen hat.“
„Einen Strohhalm!“, lachten die anderen, „das ist ja Abfall! Wirf das Zeug weg.“
Aber er schüttelte nur den Kopf. „Nein'“, sagte er, „den behalte ich, für mich ist er ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. Jedes Mal, wenn ich diesen Strohhalm in der Hand halten werde, dann werde ich mich an das Kinde erinnern und daran, was die Engel von ihm gesagt haben.“
Und wie ist das mit dem kleinen Hirten weitergegangen?
Am nächsten Tag, da fragten die anderen Hirten ihn.
„Und, hast du den Strohhalm immer noch? Ja? Mensch, wirf ihn weg, das ist doch wertloses Zeug!“ Er antwortete: „Nein, das ist nicht wertlos. Das Kind Gottes hat darauf gelegen.“ – „Ja und?“ lachten die anderen, „das Kind ist wertvoll, aber nicht das Stroh.“ „Ihr habt Unrecht“, sagte der kleine Hirte, „das Stroh ist schon wertvoll. Worauf hätte das Kind denn sonst liegen sollen, arm wie es ist? Nein, mir zeigt es, dass Gott das Kleine braucht, das Wertlose.
Ja, Gott braucht die Kleinen. Die, die nicht viel können, die nichts wert sind.“
Ja, der Strohhalm aus der Krippe war dem kleinen Hirten wichtig.
Wieder und wieder nahm er ihn in die Hand, dachte an die Worte der Engel,
freute sich darüber, dass Gott die Menschen so lieb hat, dass er klein wurde wie sie.
Eines Tages aber nahm ihm einer der anderen den Strohhalm weg und sagte wütend. „Du mit deinem Stroh. Du machst mich noch ganz verrückt!“
Und er zerknickte den Halm wieder und wieder und warf ihn zur Erde.
Der kleine Hirte stand ganz ruhig auf, strich ihn wieder glatt und
sagte zu den anderen: „Sieh doch, er ist geblieben, was er war. Ein Strohhalm. Deine ganze Wut hat daran nichts ändern können. Sicher, es ist leicht, einen Strohhalm zu knicken, und du denkst, was ist schon ein Kind, wo wir einen starken Helfer brauchen“.
Aber ich sage dir: Aus diesem Kind wird ein Mann und der wird nicht totzukriegen sein. Er wird die Wut der Menschen aushalten, ertragen und bleiben, was er ist – Gottes Retter für uns. Denn Gottes Liebe ist nicht klein zu kriegen.‘
(Nach einer Erzählung aus Mexiko)

17. Dezember – Adventszeit

Die Großmutter hat sich viel Mühe gegeben, eine festliche Geburtstagstafel vorzubereiten. Wie jedes Jahr wurden vom Konditor zwei leckere Torten geliefert, sie hat den Tisch schön gedeckt, der Kaffee dampft bereits.
Da klingelt es an der Tür. Freudig öffnet die alte Frau – es sind ihre beiden Enkelkinder. Sie will gerührt die Glückwünsche entgegennehmen doch die beiden stoßen ihre Großmutter beiseite und laufen den Korridor entlang zum Wohnzimmer.
Schnell nehmen sie am gedeckten Tisch Platz und schaufeln sich Torte auf ihre Teller. Schmatzend legen sie zu essen los.
Die Großmutter ist inzwischen auch im Zimmer angekommen.
Etwas verschreckt steht sie in einer Ecke. „Na, schmeckt es euch denn?“ fragt sie unsicher. Man merkt ihr den Versuch an, aus der Situation das Beste zu machen. Die Großmutter versucht noch einmal zu lächeln
und das Ganze mit „Ja, ja, die Jugend!“ abzutun.
Sie hofft, dass es noch etwas feierlicher wird, wenn die beiden ihren größten Hunger gestillt haben.
Doch plötzlich springen beide wieder hoch. „Mach’s gut, Oma, bis bald mal!“ stürzen sie hinaus. Das Zuknallen der Tür hallt noch lange nach.
Du kannst dir nicht vorstellen, dass so etwas möglich ist? Du meinst, da sei aber gehörig dick aufgetragen? Nein, dies ist eine wahre Geschichte, die sich jedes Jahr millionenfach wiederholt. Auch wenn die Hauptperson der Geschichte in Wirklichkeit nicht die Großmutter ist, sondern ein Kind.
Die Geschichte spielt am Weihnachtsfest.
Da feiern wir Menschen die Geburt unseres Erlösers. Er sollte die Hauptperson sein.
Aber was machen wir aus diesem Fest? Wir stoßen Jesus zur Seite, wir schlagen uns den Magen voll, wir überhäufen uns mit Geschenken, wir denken an uns – vielleicht noch an unsere Familie und unsere besten Freunde.
Die Hauptperson selbst steht verdrängt und weggestoßen in einer Ecke, ohne sich zu wehren.
Eigentlich erstaunlich, dass Gott immer noch mit offenen Armen dasteht und auf uns wartet, nicht wahr? Dass er uns einlädt, sogar zu Weihnachten.
Auch in diesem Jahr.
(Rainer Haak)

12. Dezember – Adventszeit

imag2502-2Warum musste Gott Mensch werden?

Ein König hatte einen Minister, einen sehr gebildeten Mann, der Christ wurde und seinen Glauben vor dem ganzen Volk bekannte.
Er erklärte, dass er an den Heiland glaube, der in diese Welt gekommen sei, um sie zu erlösen von Schuld und Tod. Dem König war das unverständlich.
„Denn“, sagte er, „wenn ich will, dass etwas geschehen soll, dann gebiete ich meinen Dienern, und das genügt.
Warum sollte der König aller Könige selbst in diese Welt kommen?“
Der König wollte den Minister wegen seiner Bekehrung zum Christusglauben entlassen. Da er ihn aber sehr liebte, versprach er ihm Gnade, wenn er
eine Antwort auf diese Frage wüsste.
„Gewährt mir 24 Stunden, Majestät, und ich will Euch antworten.“
Er ließ einen geschickten Schnitzkünstler holen und trug ihm auf, eine Puppe anzufertigen und sie genau so zu kleiden wie das zweijährige Kind des Königs.
Am folgenden Tag machte der König im Boot eine Spazierfahrt. Der Schnitzkünstler war angewiesen, sich am Ufer des Flusses aufzuhalten und auf ein vereinbartes Zeichen die Puppe ins
Wasser zu werfen. Der König sah die Puppe ins Wasser fallen und in der Meinung, es sei sein Kind, sprang er ins Wasser.
Der Minister fragte ihn anschließend, warum er selbst sein Kind habe retten wollen, wenn doch ein Wort an seine Diener genügt hätte.
„Es ist das Herz des Vaters, das so handeln musste!“ erwiderte der König.
Und der Minister antwortete: „So hat sich auch Gott nicht damit zufriedengegeben, den Menschen nur eine Heilsbotschaft zu senden, sondern seine unendliche Liebe ließ ihn selbst vom Himmel herabsteigen, um uns zu retten…“
(Sadhu Sundar Singh)