19. Juni – Ganz Dein…

Trotzdem gibt es Tugenden, die man fast immer nötig hat, weil sie nicht nur ihrer eigenen Werke wegen geübt werden, sondern eigentlich jede andere Tugendhaltung begleiten sollen.

Man hat nicht oft Gelegenheit, die Tugenden der Stärke, der Großmut, der Freigebigkeit zu üben; aber die Sanftmut, das Maßhalten, die Redlichkeit, die Demut sollen allen Handlungen unseres Lebens ihr Gepräge geben. Es gibt wohl erhabenere, aber keine notwendigeren Tugenden als diese. Zucker schmeckt besser als Salz, aber Salz braucht man öfter. Deshalb sollen wir auch diese Tugenden immer in Bereitschaft haben, da wir sie praktisch immer brauchen.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

18. Juni – Ganz Dein…

Musik, im Allgemeinen, ist unangebracht zur Zeit der Trauer, sagt das Sprichwort (JSir 22,6). In ihrem Streben, eine bestimmte Tugend zu üben, begehen manche den großen Fehler, dass sie sich darauf versteifen, bei jeder Gelegenheit Akte dieser Tugend zu setzen. Wie die bekannten Philosophen des Altertums wollen sie entweder immer weinen oder immer lachen; ja sie tadeln und bekritteln auch noch jene, die nicht ständig mit ihren Lieblingstugenden beschäftigt sind wie sie. Man soll sich aber nach den Worten des Apostels „freuen mit den Fröhlichen und weinen mit den Weinenden“ (Roem 12,15).

Die Liebe ist geduldig, gütig! (1Kor 13,4), weitherzig, klug, nachgiebig.

 

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

16. Juni – Ganz Dein…

Die Bienenkönigin fliegt nicht aus, ohne von ihrem kleinen Volk umgeben zu sein; so zieht die Liebe nicht in ein Herz ein, ohne in ihrem Gefolge die anderen Tugenden zu haben, denen sie Befehle erteilt, die sie den Erfordernissen entsprechend einsetzt, wie ein Hauptmann seine Soldaten, jedoch nicht alle gleichzeitig und in gleicher Weise, nicht immer und überall.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)

14. Juni – Ganz Dein…

Werfen sie dir jedoch wirkliche Fehler vor, musst du ihnen da nicht dankbar sein für die Warnung und froh, eine heilsame Demütigung zu erfahren? Der Stolz ist es, der dich beunruhigt und keinen Tadel duldet.

Ein demütiger Mensch wird nicht aufgeregt, zürnt nicht, nicht einmal dann, wenn die Leidenschaft ihn ungerechterweise verurteilt. Er ist durchdrungen vom Gefühl der Armseligkeit; niemand vermag ihn so tief herabzusetzen, wie er selber sich erniedrigt.

Fortsetzung folgt…

(Thomas von Kempen)