25. Mai

Das Evangelium des heutigen Sonntags, das dem 14. Kapitel des Johannesevangeliums entnommen ist, gibt uns indirekt ein geistliches Bild der Jungfrau Maria, wenn Jesus sagt:

»Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen« (Joh 14,23). Diese Worte richten sich an die Jünger, sie können jedoch in höchstem Maß gerade auf jene Frau angewandt werden, die die erste und vollkommene Jüngerin Jesu ist. Maria hat nämlich als erste in vollkommener Weise das Wort ihres Sohnes befolgt und so gezeigt, dass sie ihn nicht nur als Mutter, sondern zuvor noch als demütige und gehorsame Magd liebt; aus diesem Grund hat Gott, der Vater, sie geliebt, und die Allerheiligste Dreifaltigkeit hat in ihr Wohnstatt genommen. Des weiteren sei angemerkt: In dem Moment, als Jesus seinen Freunden verheißt, dass der Heilige Geist ihnen beistehen und helfen wird, sich an jedes seiner Worte zu erinnern und sie in der Tiefe zu begreifen (vgl. Joh 14,26) – wie sollte man da nicht an Maria denken, die in ihrem Herzen, dem Tempel des Heiligen Geistes, treu bewahrte und auslegte, was ihr Sohn sagte und tat? Auf diese Weise ist die Mutter Jesu bereits vor und besonders nach Ostern auch die Mutter und das Urbild der Kirche geworden.

(Papst Benedikt XVI. beim Angelus am 09. Mai 2010)