10. April – Heiliges Jahr der Barmherzigkeit

Sonntag-Monstranz„Gott hat mit Sicherheit alle wünschenswerten Vollkommenheiten. Aber – wenn ich es so sagen darf – er hat zugleich eine große Schwäche: er ist blind! Und es gibt eine Wissenschaft, die er nicht kennt: das ist das Rechnen (…) Würde er genau sehen und könnte er rechnen, glauben Sie, dass er angesichts all unserer Schuld uns nicht ins Nichts zurückfallen ließe? Aber nein, seine Liebe zu uns macht ihn wirklich blind. Beachten Sie auch: würde der größte Sünder der Erde seine Schuld im Angesicht des Todes bereuen und in einem Akt der Liebe sterben, so zählt er nur sein letztes Gebet und empfängt ihn, ohne zu zögern, in den Armen seiner Barmherzigkeit, ohne einerseits die zahlreichen Gnaden zu zählen, die dieser Unglückliche zurückgewiesen hat, und alle seine Vergehen andererseits. Um ihn aber so blind zu machen und ihn daran zu hindern, auch nur die kleinste Rechnung zu schreiben, muss man verstehen, ihn beim Herzen zu nehmen. Dort ist seine schwache Stelle.

(Theresia von Lisieux)