Liebe Brüder und Schwestern, im Osterfest seines eingeborenen Sohnes offenbart Gott vollkommen sich selbst, seine siegreiche Kraft über die Kräfte des Todes, die Kraft der dreifaltigen Liebe.
Die Jungfrau Maria, die mit dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung des Sohnes zutiefst verbunden war und zu Füßen des Kreuzes Mutter aller Gläubigen geworden ist, helfe uns, dieses Geheimnis der Liebe zu begreifen, das die Herzen verwandelt, und lasse uns die österliche Freude in Fülle auskosten, damit wir sie dann unsererseits den Männern und Frauen des dritten Jahrtausends weitergeben können.
(Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten Generalaudienz am 19. April 2006)
Am Karsamstag verharrt die Kirche, geistlich mit Maria vereint, im Gebet am Grab, in dem reglos der Leichnam des Sohnes Gottes liegt wie in einem Ruhezustand nach dem Schöpfungswerk der Erlösung, das durch seinen Tod verwirklicht wurde (vgl. Hebr 4,1–13). Spät in der Nacht wird die feierliche Ostervigil beginnen, bei der dann in jeder Kirche der freudige Gesang des »Gloria« und des »österlichen Halleluja« aus den Herzen der Neugetauften und der ganzen christlichen Gemeinschaft emporsteigen wird, in der Freude, daß Christus auferstanden ist und den Tod besiegt hat.
(Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten Generalaudienz am 12. April 2006)
Das Geheimnis des Leidens steht im Mittelpunkt des »Karfreitags«, eines Tages des Fastens und der Buße, der ganz auf die Betrachtung Christi am Kreuz ausgerichtet ist. In den Kirchen wird die Passionsgeschichte verlesen, und die Worte des Propheten Sacharja sind zu hören: »Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben« (Joh 19,37). Und am Karfreitag wollen auch wir wirklich den Blick auf das durchbohrte Herz des Erlöses richten: »In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen«, schreibt der hl. Paulus (Kol 2,3), und mehr noch: »In ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes« (Kol 2,9); deshalb kann der Apostel mit Entschiedenheit sagen, dass er den Wunsch habe, »nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten« (1 Kor 2,2).
Es ist wahr: Das Kreuz offenbart »die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe« – damit sind die kosmischen Dimensionen gemeint – einer Liebe, die alle Erkenntnis übersteigt – die Liebe geht über das, was man kennt, hinaus – und die uns mit »der ganzen Fülle Gottes erfüllt« (vgl. Eph 3,18–19). Im Geheimnis des Gekreuzigten »vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten – Liebe in ihrer radikalsten Form« (Enzyklika Deus caritas est, Nr. 12). Das Kreuz Christi, schreibt der heilige Papst Leo der Große im 5. Jahrhundert, ist »die Quelle aller Segnungen und Ursache aller Gnaden« (Predigt 59: 8. Predigt über das Leiden des Herrn, 7).
(Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten Generalaudienz am 12. April 2006)
Das österliche Triduum beginnt morgen, am »Gründonnerstag«, mit der Messe »in Coena Domini«, auch wenn am Vormittag normalerweise eine andere bedeutsame liturgische Feier stattfindet, die Chrisam-Messe, in der sich die ganze Priesterschaft einer jeden Diözese um den Bischof versammelt, die priesterlichen Versprechen erneuert und an der Segnung der heiligen Öle, des Katechumenenöls, des Krankenöls und des Chrisam, teilnimmt.
So werden wir es morgen vormittag auch hier in St. Peter tun. Außer der Einsetzung des Priestertums wird an diesem heiligen Tag der Ganzhingabe Christi an die Menschheit im Sakrament der Eucharistie gedacht. In derselben Nacht, in der er verraten wurde, hat er uns, wie die Heilige Schrift in Erinnerung ruft, das »neue Gebot« – »mandatum novum« – der brüderlichen Liebe hinterlassen, indem er die ergreifende Geste der Fußwaschung vollzogen hat, die an den demütigen Sklavendienst erinnert. Dieser einzigartige Tag, der große Geheimnisse wachruft, endet mit der eucharistischen Anbetung, im Gedenken an die Agonie des Herrn im Garten von Getsemani. Von großer Angst gepackt – so berichtet das Evangelium – bat Jesus die Seinen, im Gebet mit ihm zu wachen: »Bleibt hier und wacht mit mir!« (Mt 26,38); aber die Jünger schliefen ein. Noch heute sagt der Herr zu uns: »Bleibt hier und wacht mit mir!«. Und wir sehen, dass auch wir, die Jünger von heute, oft schlafen. Das war für Jesus die Stunde der Verlassenheit und Einsamkeit, auf die in tiefster Nacht die Gefangennahme und der Beginn des schmerzvollen Weges zum Kalvarienberg folgten.
(Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten Generalaudienz am 12. April 2006)
Morgen beginnt das österliche Triduum, das der Höhepunkt des gesamten Kirchenjahres ist. Mit Hilfe der heiligen Riten des Gründonnerstags, des Karfreitags und der feierlichen Ostervigil werden wir das Geheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn noch einmal erleben.
Dies sind Tage, die in uns eine stärkere Sehnsucht, Christus anzunehmen und ihm großherzig zu folgen, neu erwecken können, im Bewußtsein der Tatsache, daß er uns geliebt hat bis zur Hingabe seines Lebens für uns. Was sind denn im Grunde die Ereignisse, die uns das Heilige Triduum noch einmal vor Augen führen, anderes als die höchste Offenbarung dieser Liebe Gottes für den Menschen? Bereiten wir uns also darauf vor, das österliche Triduum zu feiern, indem wir die Ermahnung des hl. Augustinus annehmen: »Beachte also wohl jene drei hochheiligen Tage der Kreuzigung, des Grabes und der Auferstehung. Was von diesen drei Geheimnissen das Kreuz bedeutet, das erfüllen wir in diesem Leben; was aber das Grab und die Auferstehung bedeutet, das vollzieht sich in Glaube und Hoffnung« (Brief 55,14, 24).
(Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten Generalaudienz am 12. April 2006)
Zu Beginn der Liturgie des heutigen Palmsonntags haben wir, wie einst die Einwohner von Jerusalem, Jesus Christus einen feierlichen Einzug bereitet. Begleiten wir ihn auch auf dem Weg seines Leidens. Am Kreuz zeigt er uns seine grenzenlose Liebe, die alles auf sich nimmt. Dieses Zeichen der Hoffnung führe uns zu einer Erneuerung des Herzens, um wahrhaft Zeugen seiner Güte und seines Heils zu sein. Euch allen wünsche ich eine gesegnete Karwoche!
(Papst Benedikt XVI. beim Angelus am 05. April 2009)