18. Mai – Ganz Dein…

Fortsetzung…

Beachtest du aber die Lehren, die ich dir gegeben habe, dann wird durch die Übung der Tugend inmitten dieser seelischen Bedrängnis deine Vollkommenheit bestimmt zunehmen.
Ich will aber diese Frage nicht abschließen, ohne noch eine Bemerkung anzufügen. Zuweilen entstammt dieser Ekel, die Dürre und Unfruchtbarkeit einer körperlichen Unpässlichkeit, z. B. wenn wir infolge von Nachtwachen, Kasteiungen und Fasten von Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwerfälligkeit und anderen Schwächen übermannt werden, die zwar den Leib betreffen, wegen der engen Verbindung von Leib und Seele aber
auch dem Geist Schwierigkeiten bereiten.
In dieser Lage dürfen wir nicht unterlassen, Tugenden mit der Spitze unseres Geistes und des höheren Willens auszuführen. Denn scheint auch unsere Seele eingeschlafen zu sein, ganz niedergeschlagen, betäubt und ermüdet, so ist die Tätigkeit unseres Geistes Gott doch wohlgefällig. Wir können dann mit der heiligen Braut sagen: „Ich schlafe, aber mein Herz wacht“ (Hohel 5,2). Wie gesagt, man hat wohl weniger fühlbare Freude an solchen Handlungen, aber mehr Verdienst und Tugend.

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)