26. November – Ganz Dein…

Fortsetzung…

Manche klagen zwar nicht, wenn sie krank oder traurig oder beleidigt wurden; sie wollen sich nicht empfindlich zeigen, denn das würde ihrer Meinung nach (und mit Recht) als Schwäche und als Mangel an Hochherzigkeit ausgelegt. Sie lieben es aber, beklagt zu werden, und suchen mit allen Mitteln zu erreichen, dass jedermann sie bedauere, dass man großes Mitleid mit ihnen empfinde, sie nicht nur für schwer geprüft, sondern außerdem für mutig und geduldig im Ertragen halte. Das ist nun gewiss keine echte Geduld, sondern nur eine ganz raffinierte Ehrsucht und Eitelkeit. „Sie haben ihren Ruhm, aber nicht vor Gott“, sagt der Apostel (Röm 4,2). Wer geduldig ist, klagt nicht und wünscht nicht beklagt zu werden. Er spricht von seinem Leid offen, wahrheitsgemäß und einfach, ohne zu jammern, sich zu beklagen oder das Übel größer hinzustellen. Bedauert man ihn, so nimmt er es ruhig hin; beklagt man ihn aber wegen eines Übels, das ihn nicht getrofffen hat, dann stellt er bescheiden den Irrtum richtig. So bleibt er in aller Ruhe zugleich wahr und geduldig, gibt sein Leid zu, klagt aber nicht.

 

Fortsetzung folgt…

(Franz von Sales)