11. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung

 Zu diesem Geheimnis, das unseren Verstand unendlich übersteigt, bietet uns der Apostel Johannes einen Schlüssel, wenn er in seinem ersten Brief verkündet: »Gott ist die Liebe« (1 Joh 4,8). Dieser Höhepunkt der Offenbarung besagt, dass Gott »Agape« ist, d.h. unentgeltliches, vollkommenes Geschenk seiner selbst, wofür Christus uns Zeugnis gegeben hat, besonders mit seinem Tod am Kreuz. Im Opfer Christi wird die unendliche Liebe des Vaters zur Welt offenbar (vgl. Joh 3,16; Röm 5,8). Die Fähigkeit, unendlich zu lieben, sich ohne Vorbehalt und Maß zu schenken, ist Gott eigen. Aufgrund seines »Liebe-Seins« ist Er noch vor der freien Erschaffung der Welt Vater im göttlichen Leben selbst: der liebende Vater, der den geliebten Sohn zeugt und mit ihm den Heiligen Geist, die Person seiende Liebe, das gegenseitige Band der Gemeinschaft, hervorbringt. 

Auf dieser Grundlage versteht der christliche Glaube die Gleichheit der drei göttlichen Personen: Der Sohn und der Geist sind dem Vater gleich nicht als eigenständige Ursachen, als wären es »drei« Götter, sondern insofern als sie vom Vater das ganze göttliche Leben empfangen, wobei sie sich von ihm und untereinander nur in der Verschiedenheit der Beziehungen unterscheiden (vgl. KKK, 254). 

Ein großes Geheimnis, ein Geheimnis der Liebe, ein unsagbares Geheimnis, vor dem das Wort dem Schweigen des Staunens und der Anbetung Platz machen muss. Ein göttliches Geheimnis, das uns befragt und mit einbezieht, denn die Teilhabe am trinitarischen Leben ist uns durch Gnade geboten, durch die erlösende Menschwerdung des Wortes und die Gabe des Heiligen Geistes: »Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen« (Joh 14,23). 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 10.03.1999)

10. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung

Aufgrund dieses Gleichklangs im Sein und im Handeln offenbart Jesus sowohl mit den Worten als auch mit den Werken den Vater: »Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht« (Joh 1,18). Das »Geliebter-Sohn-Sein«, dessen Christus sich erfreut, wird nach der Geschichte der synoptischen Evangelien bei seiner Taufe verkündet (vgl. Mk 1,11; Mt 3,17; Lk 3,22). Vom Evangelisten Johannes wird es auf seine trinitarische Wurzel zurückgeführt, nämlich die geheimnisvolle Existenz des Wortes »bei« Gott (Joh 1,1), dem Vater, der es in Ewigkeit gezeugt hat. 

Vom Sohn ausgehend, hat das Denken des Neuen Testaments, und weiter die darin wurzelnde Theologie, das Geheimnis der »Vaterschaft« Gottes vertieft. Der Vater ist der, der im Leben der Dreifaltigkeit die unbedingte Ursache bildet, derjenige, welcher keinen Ursprung hat und aus dem das göttliche Leben entspringt. Die Einheit der drei Personen ist Teilhabe an der einzigen göttlichen Wesenheit, jedoch in der Dynamik wechselseitiger Beziehungen, die im Vater ihre Quelle und Grundlage haben. So »ist es der Vater, der zeugt, und der Sohn, der gezeugt wird, und der Heilige Geist, der hervorgeht« (4Konzil im Lateran; DH 804). 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 10.03.1999)

09. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung
Diese wesenhafte Verbindung mit dem Vater begleitet nicht nur das Tun Jesu, sondern bezeichnet sein ganzes Sein. »Die Menschwerdung des Sohnes Gottes offenbart, dass Gott der ewige Vater und dass der Sohn eines Wesens mit dem Vater ist, das heißt, dass er in ihm und mit ihm der einzige Gott ist« (KKK, 262). Der Evangelist Johannes hebt hervor, dass gerade dieser göttliche Anspruch zur Reaktion der religiösen Führer des Volkes führt, die es nicht ertragen, dass er Gott seinen Vater nennt und sich damit Gott gleichstellt (Joh 5,18; vgl. 10,33; 19,7). 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 10.03.1999)

08. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Wie wir in der vorausgegangenen Katechese gesehen haben, unterhält Jesus mit seinen Worten und seinen Werken eine ganz besondere Beziehung zu »seinem« Vater. Das Johannesevangelium hebt hervor, dass das, was er den Menschen mitteilt, Frucht dieser innigen und einzigartigen Verbindung ist: »Ich und der Vater sind eins« (Joh 10,30). Und weiter: »Alles, was der Vater hat, ist mein« (Joh 16,15). Es besteht eine Gegenseitigkeit zwischen dem Vater und dem Sohn darin, wie sie einander kennen (vgl. Joh 10,15), wie sie ineinander sind (vgl. Joh 14,10), darin, was sie tun (vgl. Joh 5,19; 10,38) und was sie besitzen: »Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein« (Joh 17,10). Es ist ein gegenseitiger Tausch, der seinen vollen Ausdruck in der Herrlichkeit findet, die Jesus vom Vater im höchsten Geheimnis des Todes und der Auferstehung empfängt, nachdem er selbst sie dem Vater während seines Erdendaseins verschafft hat: »Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht […] Ich habe dich auf der Erde verherrlicht […] Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir« (Joh 17,1-4f.). 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 10.03.1999)

07. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung
Gott der Vater ist das große Thema, dem wir die Katechesen dieses Jahres widmen. Wenn wir von Gott als Vater reden, dann ist damit nicht nur sein Verhältnis zur Schöpfung gemeint. Denn unser Blick richtet sich auch auf Jesus, und – im Licht Christi – auf uns.

Die Beziehung Jesu zum Vater ist einzigartig. Das bezeugen die Evangelien auf Schritt und Tritt, wenn sie den Lebensweg Jesu auf dieser Erde nachzeichnen. Besonders fällt die Anrede auf, mit der Jesus sich an seinen Vater wendet. Er nennt ihn: „Abba“, „lieber Vater“! Das ist mehr als eine Formel. Hier klingt die Zärtlichkeit an, mit der ein Sohn sich seinem Vater anvertraut. Selbst im tiefsten menschlichen Leid, angenagelt am Kreuz, bleibt Gott für Jesus der „Abba“, der „gute Vater“.

Durch die Menschwerdung des Sohnes haben wir die Möglichkeit, Söhne im Sohn zu werden. Diese Würde ist Verpflichtung. Wir sind berufen, uns vor den Menschen zu Jesus als Sohn Gottes zu bekennen. Dann wird sich auch der Sohn beim Vater zu uns bekennen (vgl. Mt 10, 32f.).

(Papst Johannes Paul II. am 03.03.1999)

06. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung

Obwohl er sich auf innigste Weise mit dem Vater verbunden fühlte, beteuerte Jesus seine Unkenntnis über die Stunde des endgültigen und entscheidenden Anbruchs des Reiches Gottes: »Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater« (Mt 24,36).

Dieser Aspekt zeigt uns Jesus im Zustand der Erniedrigung durch die Menschwerdung, die seiner Menschlichkeit das eschatologische Ende der Welt verbirgt. Auf diese Weise nimmt Jesus den menschlichen Berechnungen ihre Illusion, um uns zur Wachsamkeit und zum Vertrauen in das fürsorgliche Wirken des Vaters aufzufordern. In der Perspektive der Evangelien werden allerdings die Vertrautheit und Absolutheit seines »Sohn-Seins« von diesem Nicht-Wissen in keiner Weise beeinträchtigt. Im Gegenteil: Gerade die Tatsache, so solidarisch mit uns geworden zu sein, bringt es mit sich, dass er für uns vor dem Vater eine entscheidende Rolle spielt: »Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen« (Mt 10,32–33). 

Sich vor den Menschen zu Jesus zu bekennen ist unabdingbar, damit er sich vor dem Vater auch zu uns bekennt. Mit anderen Worten: Unser Kindschaftsverhältnis zum himmlischen Vater hängt ab von unserer mutigen Treue zu Jesus Christus, dem geliebten Sohn. 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 03.03.1999)

05. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung

Das Markusevangelium hat uns das aramäische Wort »Abba« überliefert (vgl. Mk 14,36), mit dem Jesus in der schmerzlichen Stunde in Getsemani den Vater angerufen und ihn gebeten hat, den Kelch des Leidens von ihm abzuwenden. Im Matthäusevangelium wird im gleichen Zusammenhang die Bezeichnung »Mein Vater« verwendet (vgl. Mt 26,39, vgl. auch V. 42), während bei Lukas einfach »Vater« steht (vgl. Lk 22,42). Der aramäische Terminus, den wir in den modernen Sprachen mit »Papa« oder »Vati« übersetzen könnten, bringt die liebevolle Zärtlichkeit eines Sohnes zum Ausdruck.  

Jesus verwendet ihn auf ursprüngliche Weise, um sich an Gott zu wenden und um in der erfüllten Reife seines Lebens, das sich am Kreuz seinem Ende zuneigt, die enge Beziehung anzudeuten, die ihn auch in jenen dramatischen Momenten mit dem Vater verbindet. »Abba« steht für die außergewöhnliche Nähe zwischen Jesus und Gott-Vater: eine Vertrautheit, die es im biblischen oder außerbiblischen religiösen Kontext noch nie gegeben hatte. Kraft des Todes und der Auferstehung Jesu, des einzigen Sohnes dieses Vaters, werden auch wir – laut Paulus – zur Sohneswürde erhoben und besitzen den Heiligen Geist, indem wir rufen: »Abba, Vater« (vgl. Röm 8,15; Gal 4,6). Dieser einfache Ausdruck aus der Kindersprache, tagtäglich im Milieu Jesu und bei allen Völkern verwendet, hat so eine lehrmäßige Bedeutung höchster Relevanz angenommen, um die einzigartige göttliche Vaterschaft gegenüber Jesus und seinen Jüngern zum Ausdruck zu bringen.

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 03.03.1999)

04. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung
Die Beziehung Jesu zum Vater ist einzigartig. Er weiß, dass er immer erhört wird, er weiß, dass der Vater die eigene Herrlichkeit durch ihn zum Ausdruck bringt, auch wenn die Menschen daran zweifeln mögen und von ihm selbst davon überzeugt werden müssen. Das alles können wir in der Episode der Auferweckung des Lazarus erkennen: »Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast« (Joh 11,41-42). Kraft dieses ganz besonderen Einverständnisses kann Jesus sich selbst als Offenbarer des Vaters darstellen – in einer Kenntnis, die das Ergebnis einer tiefinneren und geheimnisvollen Gegenseitigkeit ist, wie er selbst in seiner Dankeshymne unterstreicht: »Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will« (Mt 11,27) (vgl. KKK, 240).

Der Vater seinerseits tut diese einzigartige Beziehung kund, die der Sohn mit ihm pflegt, und nennt ihn seinen »geliebten« Sohn: so zum Beispiel bei der Taufe im Jordan (vgl. Mk 1,11) und bei der Verklärung (vgl. Mk 9,7). Jesus wird auf besondere Weise auch im Gleichnis von den bösen Winzern genannt: Sie misshandeln zuerst die beiden Knechte und dann den »geliebten Sohn« des Besitzers, die er gesandt hatte, um sei-nen Anteil an den Früchten des Weinbergs holen zu lassen (vgl. Mk 12,1-11, bes. V. 6). 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 03.03.1999)

03. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

Fortsetzung
Grundlage dieser besonderen Offenbarung des Vaters ist die Erfahrung Jesu. Aus seinen Worten und Einstellungen ist ersichtlich, dass er seine Beziehung zum Vater auf ganz einzigartige Weise erlebt. In den Evangelien können wir feststellen, dass Jesus »seine Sohnschaft von derjenigen der Jünger unterschied, indem er nie ›unser Vater‹ sagte, außer um ihnen aufzutragen: ›So sollt ihr beten: Unser Vater‹ (Mt 6,9). Ja, er hob den Unterschied deutlich hervor: ›Mein Vater und euer Vater‹ (Joh 20,17)« (KKK, 443). 

Schon als Kind antwortet er Maria und Josef, die ihn voller Angst gesucht hatten: »Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?« (Lk 2,49). Den Juden, die ihm immer stärker zusetzten, weil er am Sabbat eine Wunderheilung gewirkt hatte, sagte er: »Mein Vater ist noch immer am Werk, und auch ich bin am Werk« (Joh 5,17). Am Kreuz fleht er den Vater an, seinen Peinigern zu vergeben und seinen Geist aufzunehmen (Lk 23,34.46). Der Unterschied zwischen der Art, wie Jesus die Vaterschaft Gottes ihm gegenüber empfindet, und der, die alle anderen menschlichen Wesen betrifft, ist in seinem Bewusstsein verankert; Jesus bestätigt sie in den Worten, die er nach der Auferstehung an Maria von Magdala richtet: »Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott« (Joh 20,17). 

Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 03.03.1999)

02. März – Worte vom hl. Papst Johannes Paul II.

»Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus« (Eph 1,3). Diese Worte des Apostels Paulus geben uns eine gute Einführung in die bedeutende Neuartigkeit der Kenntnis des Vaters, wie sie aus dem Neuen Testament hervorgeht. Hier erscheint Gott in seiner dreifaltigen Gestalt. Seine Vaterschaft beschränkt sich nicht mehr darauf, das Verhältnis zu den Geschöpfen zu zeigen, sondern bringt die grundlegende Beziehung zum Ausdruck, die sein inneres Leben kennzeichnet.

Es handelt sich nicht mehr um einen allgemeinen Wesenszug Gottes, sondern um eine Eigenschaft der ersten göttlichen Person. In seinem Geheimnis der Dreifaltigkeit ist Gott nämlich Vater seinem Wesen nach, er ist seit ewigen Zeiten Vater, da er seit ewigen Zeiten das Wort zeugt – eines Wesens mit ihm und im Heiligen Geist, »der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht«, mit ihm verbunden. Durch seine erlösende Menschwerdung wird das Wort mit uns solidarisch, gerade um uns in dieses Kindschaftsverhältnis einzuführen, das er seit aller Ewigkeit besitzt. »Allen aber, die ihn aufnahmen – schreibt der Evangelist Johannes –, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden« (Joh 1,12).
Fortsetzung folgt …

(Papst Johannes Paul II. am 03.03.1999)