05. November

Fortsetzung
Wer sich bemüht, wie Christus zu leben, wird von der Angst vor dem Tod befreit, und dieser wendet sich uns nicht mehr mit dem höhnischen Grinsen eines Feindes zu, sondern – wie der hl. Franziskus im Sonnengesang schreibt – mit dem freundlichen Gesicht eines »Bruders«, für den man Gott auch loben kann:

»Gelobt seist du, Herr, durch unsern Bruder, den leiblichen Tod.« Der Glaube erinnert uns daran, dass wir vor dem leiblichen Tod keine Angst zu haben brauchen, denn ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Und mit dem hl. Paulus wissen wir, dass wir, auch wenn wir aus unserem Leib geschieden sind, bei Christus sind, dessen auferstandener Leib, den wir in der Eucharistie empfangen, unsere ewige und unzerstörbare Wohnstatt ist. Der wahre Tod hingegen, den wir fürchten müssen, ist der Tod der Seele, den die Offenbarung den »zweiten Tod« nennt (vgl. Offb 20,14–15; 21,8). Wer nämlich bis zu seinem Tod in der Todsünde verharrt und ohne Reue hochmütig die Liebe Gottes zurückweist, schließt sich selbst aus dem Reich des Lebens aus.

Papst Benedikt XVI. am 5. November 2006

04. November

Fortsetzung

Jesus hat dem Tod einen vollkommen anderen Sinn gegeben. Das hat er durch seine Lehren getan, vor allem aber dadurch, dass er selbst den Tod auf sich genommen hat. »Durch seinen Tod hat er unseren Tod vernichtet«, heißt es wiederholt in der Liturgie der Osterzeit. »Durch den Geist, der nicht sterben konnte«, schreibt ein Kirchenvater, »hat Christus den Tod vernichtet, der den Menschen vernichtete« (Meliton von Sardeis, Über das Osterfest, 66). Auf diese Weise hat der Sohn Gottes bis ins letzte an unserer Menschennatur teilhaben wollen, um sie wieder für die Hoffnung zu öffnen. Letztendlich wurde er geboren, um sterben zu können und uns auf diese Weise von der Knechtschaft des Todes zu befreien. Im Hebräerbrief heißt es, »dass er für alle den Tod erlitt« (Hebr 2,9). Seither ist der Tod nicht mehr derselbe: Es wurde ihm sozusagen sein »Gift« genommen. Die Liebe Gottes, die in Jesus wirkt, hat nämlich dem ganzen Dasein des Menschen einen neuen Sinn gegeben und hat so auch sein Sterben verwandelt. Wenn in Christus das menschliche Leben bedeutet, »aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen« (Joh 13,1), dann ist die Todesstunde der Augenblick, in dem dieser Übergang sich konkret und endgültig verwirklicht.

Fortsetzung folgt

Papst Benedikt XVI. am 5. November 2006

03. November

In diesen Tagen, die auf den liturgischen Gedenktag Allerseelen folgen, wird in vielen Pfarreien die Allerseelenoktav begangen. Dies ist eine günstige Gelegenheit, um im Gebet unserer Lieben zu gedenken und über die Wirklichkeit des Todes nachzudenken, die die sogenannte »Wohlstandsgesellschaft« oft aus dem Bewusstsein der Menschen zu verdrängen sucht, die ganz von den Sorgen des täglichen Lebens in Anspruch genommenen sind. In Wirklichkeit gehört jedoch das Sterben zum Leben, und zwar nicht nur am Ende, sondern, wenn man es recht betrachtet, in jedem Augenblick. Trotz aller Ablenkungen lässt uns der Verlust eines geliebten Menschen jedoch dieses »Problem« wiederentdecken; dann empfinden wir den Tod als eine in jeder Hinsicht feindliche Präsenz, die unserer natürlichen Berufung zum Leben und zum Glücklichsein entgegensteht.

Fortsetzung folgt

Papst Benedikt XVI. am 5. November 2006

02. November

Fortsetzung… Das in der Taufe empfangene neue Leben ist nicht der Verwesung und der Macht des Todes unterworfen. Für den, der in Christus lebt, ist der Tod der Übergang von der irdischen Pilgerschaft zur himmlischen Heimat, wo der Vater alle seine Kinder »aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen« aufnimmt, wie wir heute im Buch der Offenbarung lesen (Offb 7,9).

Deshalb ist es bedeutsam und angebracht, dass wir in der Liturgie nach dem Hochfest Allerheiligen morgen das Gedenken aller verstorbenen Gläubigen begehen. Die »Gemeinschaft der Heiligen«, die wir im Credo bekennen, ist eine Realität, die sich hier unten aufbaut, die aber erst voll sichtbar wird, wenn wir Gott sehen werden, »wie er ist« (1 Joh 3,2). Es ist die Realität einer Familie, die durch die tiefen Bande einer geistlichen Solidarität verbunden ist und so die verstorbenen Gläubigen mit denen verbindet, die noch Pilger auf Erden sind. Eine geheimnisvolle, aber wirklich vorhandene Verbindung, die vom Gebet und von der Teilnahme am Sakrament der Eucharistie gespeist wird. Im mystischen Leib Christi begegnen sich die Seelen der Gläubigen nach Überwindung der Schranken des Todes, sie beten füreinander und vollziehen in Liebe einen vertrauensvollen Gabenaustausch. In dieser Glaubensdimension ist auch die Gepflogenheit zu verstehen, der Verstorbenen durch Gebete zu gedenken, besonders in der Darbringung des eucharistischen Opfers als Gedächtnis des Pascha Christi, das den Gläubigen den Übergang zum ewigen Leben geöffnet hat.

Papst Benedikt XVI. am 1. November 2005

01. November

Wir feiern heute das Hochfest Allerheiligen, das uns die Freude darüber auskosten lässt, dass wir zu der großen Familie der Freunde Gottes gehören oder, wie der hl. Paulus schreibt, »Anteil haben am Los der Heiligen, die im Licht sind« (Kol 1,12).

Die Liturgie hält für uns den von Verwunderung erfüllten Ausruf des Apostels Johannes bereit: »Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es!« (1 Joh 3,1). Ja, heilig werden heißt, voll zu verwirklichen, was wir schon sind, da wir in Christus Jesus zur Würde von Kindern Gottes erhoben wurden (vgl. Eph 1,5; Röm 8,14–17). Mit der Menschwerdung des Sohnes, seinem Tod und seiner Auferstehung hat Gott die Menschheit mit sich versöhnen und sie zur Teilhabe an seinem eigenen Leben öffnen wollen. Wer an Christus, den Sohn Gottes, glaubt, wird »von oben« von neuem geboren, er ist wie neu gezeugt vom Heiligen Geist (vgl. Joh 3,1–8). Dieses Geheimnis verwirklicht sich im Sakrament der Taufe, durch das die Mutter Kirche die »Heiligen« zur Welt bringt.

Fortsetzung folgt

Papst Benedikt XVI. am 1. November 2005

31. Oktober

Das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet uns, wie Christus beim Zolleinnehmer Zachäus zu Gast ist. Der liebende Blick Christi löst die Herzenshärte des Zöllners, dieser kehrt um und teilt sein Vermögen mit den Armen. In den Sakramenten dürfen wir uns dem liebenden Blick des Herrn aussetzen, um immer mehr durch seine Liebe verwandelt zu werden. Gott geleite euch auf allen Wegen.

Papst Benedikt XVI. am 31. Oktober 2010

30. Oktober

In diesem Monat Oktober haben wir die Mutter Gottes besonders im Rosenkranzgebet angerufen. Stets gebührt ihr ein zentraler Platz in unserem Herzen. Vor ihr erkennen wir uns alle als Kinder Gottes. Von ihr lernen wir vertrauen. Mit ihr lernen wir glauben und beten. Lasst euch von Maria zu Christus führen! Der Heilige Geist stärke euch und begleite euer Tun in der kommenden Woche.

Papst Benedikt XVI. am 30. Oktober 2005

29. Oktober

Der Dienende macht deutlich, wie wir auf Gottes Liebe antworten können. Im Dienen öffnen wir unser Herz für den Herrn, der selbst gekommen ist, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Zugleich werden wir zu den Menschen gesandt, um auch ihnen mit unserer Liebe zu dienen. Gott befähigt uns dazu, dass in allem, was wir tun, seine Liebe zu uns durchscheinen kann. Bitten wir darum, Diener Gottes und damit Diener der Menschen sein zu können. – Dazu schenke der Herr euch allen seinen Segen.

Papst Benedikt XVI. am 30. Oktober 2011